Bohnacker

Das Frankfurt der Nachkriegszeit in Zehntausenden von Bildern

© ISG S7Bo

Das Institut für Stadtgeschichte sammelt seit 1962 systematisch Fotos und verfügt mittlerweile über rund 2,5 Millionen Bilder von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bohnackers Motive zeigen das vielfältige Zeitgeschehen der Nachkriegszeit: Die US-Armee, den Flughafen mit den dort ankommenden Showgrößen, Messen, Pelzbranche, örtliche Schickeria, ebenso wie Unfälle oder Verbrechen und vor allem Frankfurt aus der Luft – denn Bohnacker nutzte beruflich und privat jede Gelegenheit, in ein Flugzeug zu steigen.

Selbstporträt
Mickey Bohnacker, etwa 1970 (im Alter von 40 bis 45 Jahren)
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Karl-Heinz „Mickey“ Bohnacker war ein Original, das in Bornheim und darüber hinaus viele kannten. Über Jahrzehnte hatte er sich einen Namen als Pressefotograf gemacht, am 28. Februar 2017 starb er im Alter von 88 Jahren. Seine Eltern kamen in den 1920er Jahren aus dem Vogelsberg nach Frankfurt und zählten zu den ersten Bewohnern der Siedlung am Bornheimer Hang. Dort, am Pestalozziplatz, wohnte Bohnacker auch in seinen letzten Lebensjahren.

Wie viele seiner Altersgenossen zog ihn nach Kriegsende der auf allen Gebieten imponierende American way of life in den Bann. Er hielt sich in einem deutsch-amerikanischen Jugendclub auf, interessierte sich für Fotografie und fand einen Armeefotografen, der ihn anlernte. Bald arbeitete er für Zeitungen der US-Armee und begleitete schließlich sogar den Oberkommandierenden Eisenhower bei einzelnen Terminen. Eisenhower nannte seinen Fotografen „Shorty“, denn Bohnacker war nur 1,52 m groß. Der junge Mann ging damit ironisch um, nannte sich „König der Liliputaner“ und ließ seinen an „Mickey Mouse“ angelehnten Spitznamen als Künstlernamen eintragen.

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Bohnacker arbeitete überwiegend als freier Fotograf, aber mit namenhaften Agenturen, Illustrierten und Tageszeitungen als Abnehmern sowie Flughafen, Lufthansa, Pelzbranche und der Frankfurter Rundschau als festen Auftraggebern. Obwohl er mit seinen Bildern zeitweise viel Geld verdiente, gab er es wieder aus, bis die Pflege seiner Mutter schließlich sein restliches Vermögen aufzehrte. Auch danach traf man ihn öfters in Traditionskneipen an, wo er aus einem gewaltigen Vorrat an Anekdoten schöpfte.

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Den Erwerb des Nachlasses verwirklichte das Institut für Stadtgeschichte über eine Nachlasspflegschaft. Es handelte sich um rund 50 Kisten mit ungeordneten, undatierten und unbeschrifteten Negativen, Abzügen und Dias. In der nächsten Zeit ordnet das Sachgebiet "Fotografische Nachlässe" zunächst die etwa 2.500 Abzüge, bevor Nutzerinnen und Nutzer die Frankfurter Nachkriegszeit zukünftig aus einer weiteren Perspektive betrachten können.