© ISG FFM: Ratifizierung des Steinbuches von Bonames, 26. April 1723
XBonameser Wasserburg und Hausener Mühle 1721 und 1724 in Steinbüchern des Kornamtes
Steinbücher mit genauen Vermessungen von Grund- und Flurstücken finden sich in einer Reihe von Beständen des Instituts für Stadtgeschichte, in denen es um Grundbesitz geht. Sie bezeichnen genau vermessene Grundstücke, die zur Abgrenzung zu denen anderer Eigentümer ausgesteint wurden.
Vielerorts findet man heute noch in Wald und Flur Grundsteine als Zeugen dieser Erfassungen. Die Steinbücher sind amtliche Unterlagen und deshalb von den Feldgerichten der Frankfurter Dörfer ausgefertigt und mit den örtlichen Gerichtsiegeln gesiegelt. Gelegentlich enthalten sie Abbildungen von Gebäuden, wie die 1722 angelegten Steinbücher von Bonames mit der Bonameser Burg und von Hausen von 1724 mit der Hausener Mühle, die wegen ihrer Qualität auch schon wiederholt als Bildvorlagen gedient haben. Vom Bonameser Steinbuch existieren eine Ausfertigung und eine Abschrift (ISG FFM, Kornamt, 154 und 155) und vom Hausener Steinbuch eine Ausfertigung und zwei Abschriften (ISG FFM, Kornamt, 176, 177 und 179).
Die hier abgebildeten Gebäude, die Wasserburg von Bonames und die Mühle von Hausen, unterstanden dem städtischen Kornamt, das in reichsstädtischer Zeit unter anderem für die Verwaltung der Landgüter und der Einkünfte aus den städtischen Dörfern Bonames, Bornheim, Dortelweil, Hausen, Nieder-Erlenbach, Niederrad (ein Viertel im Besitz des Deutschen Ordens), Niederursel (zwischen Frankfurt und Solms-Rödelheim geteilt), Oberrad sowie den gemeinsam mit Kurmainz (vorher ab 1561 Kurpfalz) verwalteten Reichsdörfern Soden und Sulzbach zuständig war.
Eine weitere Aufgabe des Kornamtes war die Verpachtung der Mühlen in der Stadt und im Landgebiet und die Beschaffung und Verteilung von Getreide, Mehl und Hülsenfrüchten. Der noch vorhandene Bestand „Kornamt“ enthält eine Reihe von Stein- und Ackerbüchern mit Besitzungen des Kornamtes, auch in den hanauischen Dörfern Preungesheim und Praunheim, nicht jedoch aus dem südmainischen Bereich.
Die beiden hier ausgewählten Darstellungen der Burg von Bonames und der schlossartigen Mühle von Hausen sind bereits wiederholt abgebildet worden. Die Abbildungen der Bonameser Burg gelten als die einzigen bekannten Ansichten der obertägig vollkommen verschwundenen Niederungsburg des 13. Jahrhunderts. Sie gehörte zunächst der Adelsfamilie von Bonames wohl aus der Familie der Schelme von Bergen, die Burg und Ort 1367 an Frankfurt verkauften.
Die Burg wurde Teil der Ortsbefestigung und im Schmalkaldischen Krieg 1546 niedergebrannt. Ein anschließend errichteter Wohnbau stand noch 1632. 1787 zerstörte ein weiterer Brand die Burg, die im 19. Jahrhundert verfiel und 1834 auf Abbruch versteigert wurde. 1874 verkaufte die Stadt das Burggelände auf dem 1911 nur ein Schutthügel und Reste von Mauern und Gewölben zu sehen waren, beim Beginn der Grabung durch das Frankfurter Denkmalamt 1993 jedoch nichts mehr.
Die farbige Zeichnung zeigt ein stattliches zweistöckiges Gebäude neben ruinösen Teilen mit einer Vorburg samt Ställen und Scheunen und deutlich den Charakter der in die Bonameser Ortsbefestigung integrierten Wasserburg. Die Form des Grundstückes ist auch in späteren Grundbüchern von Bonames zu erkennen. Das vom Feldgericht verwendete Gerichtssiegel mit der Madonna im Strahlenkranz über einem B wurde gelegentlich neu geschnitten.
Das Dorf Hausen gelangte 1428 ebenfalls durch Kauf aus Adelsbesitz an Frankfurt. Zu diesem Erwerb gehörte die Mühle an der Nidda, deren Pächter zunächst die Funktionen eines städtischen Amtmanns wahrnahm. Noch im 15. Jahrhundert waren die Mühlenpächter nicht mehr Amtleute. Der Vertreter des Rates im Dorf war der Schultheiß, oft zugleich auch der Mühlenpächter.
Die als Massivbau aufgeführte Mühle lag außerhalb des Dorfes auf einer Insel zwischen der Nidda und einem Mühlgraben, der durch ein Wehr abgeleitet wurde. Auf dem rechten Niddaufer ist das stattliche schlossartige Wohnhaus mit zwei Zwerchhäusern und mit einem französischen Garten zu sehen, das im Erdgeschoss auch Mahlgänge gehabt hat. Insgesamt zeigt die sorgfältige Zeichnung fünf unterschlächtige Mühlräder. Die Hausener Mühle war eine Bannmühle: Der Frankfurter Rat zwang alle in Frankfurter Gebiet zwischen Main und Hausen (rund 838 ha), ihr Getreide dort mahlen zu lassen und dort das Mahlgeld als städtische Abgabe zu entrichten.
Im Jahr 1868 kam zu der Mühle eine Großbäckerei hinzu, die bekannte „Brotfabrik“ die bis Ende 1972 Backwaren produzierte. Nach einer Zeit des Leerstandes zog das Musikkulturzentrum (MuK) ein, so dass die „Brotfabrik“ mit anderer Funktion erhalten geblieben ist.
Quellen: Wilfried Ehrlich, „nach besten synnen und vernunfften“. Geschichte der Stadtvermessung in Frankfurt am Main, Frankfurt 1987; Lothar Schlicht, Bonames, Die Frankfurter Pforte zur Wetterau, Frankfurt 1974; Andrea Hampel, Die Burg Bonames = Archäologische Denkmäler Hessen, 130, Wiesbaden 1996; Helmut Lenz u. Franz Lerner, Hausen. Vom Mühlendorf zum modernen Stadtteil im Grünen, Frankfurt 1998.
Text: Konrad Schneider