© ISG FFM, Foto: U. Dettmar
XVerkehrskollaps und Stadtbahnbau
Frankfurt stand schon in den 1960er Jahren vor einem Verkehrskollaps. Die Stadt hatte die höchste Autodichte in der BRD. Bereits 1963 kam ein PKW auf 5,5 Einwohner. 1970 waren es 200.000 PKW in der Stadt und zusätzlich kamen täglich die Pendlermassen - das hat sich nicht geändert. Parkplätze waren Mangelware - auch das hat sich nicht geändert.
S- und U-Bahn gab es in den 1960ern jedoch noch nicht. In der Stadt fuhren Busse und Straßenbahnen, die ebenfalls im dichten Verkehr feststeckten. Eine Lösung der Verkehrsprobleme suchte Frankfurt im Bau einer U-Bahn. Damit war Frankfurt die dritte Stadt in der BRD nach Berlin und Hamburg, die einen Teil des Verkehrs unterirdisch verlagern wollte. Die FDP in Frankfurt stimmte zunächst für eine überirdische Lösung, die so genannte "Alweg-Bahn", die eingleisig auf Stelzen geführt werden sollte. Vertreter von CDU und SPD votierten jedoch am 4. Juli 1961 für eine unterirdische Lösung, die zunächst "Stadtbahn" genannt wurde.
Der unterirdische Ausbau wurde in Etappen geplant. Zunächst sollte nur ein Teil der Strecke durch Tunnel führen und die Schienen dann oberirdisch weiter laufen. Auch die Straßenbahnen sollten diese Tunnel vorläufig mitnutzen.
Diese nur teilweise Untertunnelung der Stadt hat sich allerdings bis heute durchgesetzt - die Ausbaustufen, die eine Verlängerung aller Strecken in die Vororte und die Umwandlung in eine echte U-Bahn vorsahen, wurden später aus Kostengründen verworfen.
Als erste Strecke wurde die damals so genannte A-Linie zwischen Hauptwache und dem neuen Nordwestzentrum gebaut. Heute fährt hier die U1 und der Tunnel wird auch von der U2, U3, U8 und U9 genutzt.
Begonnen wurde der Bau mit dem ersten Rammschlag an der Eschersheimer Landstraße am 28. Juni 1963. Alle zwei bis drei Meter wurden Stahlträger in den Boden gerammt, im nächsten Schritt die Grube ausgehoben und die Stahlträger mit Holzbohlen verbunden und anschließend der Tunnel gebaut. Der Bau ging stellenweise nur langsam voran, denn der Boden in Frankfurt war und ist teilweise felsig. So klaffte jahrelang eine Baugrube im Stadtbild.
Besonders groß war die Baugrube an der Hauptwache. Die 1730 erbaute Hauptwache wurde im Sommer 1965 zu ihrem Schutz abgetragen, im Stadtwald zwischengelagert und erst nach Fertigstellung des mehrgeschossigen unterirdischen Bahnhofs an der Hauptwache wieder aufgebaut.
Am 4. Oktober 1968 konnte Verkehrsdezernent Walter Möller die erste rot-weiße Bahn in die Station Hauptwache einfahren. Die Frankfurter waren begeistert: Beinahe 100.000 Bürger*innen wollten gleich am ersten Tag mit der neuen U-Bahn fahren.
Im Juni 1966 begannen die Arbeiten an der B-Linie zwischen Bornheim und Innenstadt - hier wurde nun nicht mehr die Straße aufgerissen, sondern der Tunnel unter bestehenden Gebäuden vorangetrieben. Diese Strecke konnte erst 1974 eröffnen - auch heute noch stellt der U-Bahn-Bau die Stadt vor große Herausforderungen, wie die Verlängerung der U5 im Europaviertel zeigt.
Referenced project
Exhibition: Times of Upheaval: Frankfurt During the 1960s