© ISG FFM, Foto: K. Matron
XKünstlerkeller im Karmeliterkloster
Mit „Pauken und Trompeten, Bier vom Faß, Wein, Sachsenhäuser Calvados, Schmalzbroten und Gulaschsuppe nach Spezialrezept (alles frei)“ [FNP 21.11.1969] wurde im November 1969 das zehnjährige Bestehen des Künstlerkellers im Karmeliterkloster gefeiert.
Mit dabei waren 300 Gäste und Felix Mussil hatte die Einladungskarte gezeichnet. Antonia „Toni“ Weigand, Wirtin des Künstlerkellers, versank in einem Blumenmeer. Sie hatte den Künstlerkeller zehn Jahre zuvor mit einem großen Fest eröffnet und galt bald als „Künstlermutter“.
Wer in Frankfurt in den 1960ern, 1970ern und auch später Theaterstars und Filmschauspieler nicht nur auf Bühne und Leinwand, sondern auch privat erleben wollte, stieg nach der Vorstellung im 1963 ganz neu erbauten Schauspielhaus am Theaterplatz (heute Willy-Brandt-Platz) in die unterirdischen Gewölbe des Karmeliterklosters. Hier traf man zum Beispiel in den 1970ern auf Liza Minnelli. Regelmäßig stellten Künstler in den Räumen aus. Bei Eingeweihten hieß der Platz nur „Bei Toni“.
1986 übergab Toni den Künstlerkeller an ihre Nachfolger. Wirt Erwin Schlochoff führte den Keller noch über 20 Jahre. Einer der regelmäßigen Besucher war Karlheinz Böhm, der einst an der Seite vom Romy Schneider den Kaiser „Franzl“ in Sissi gespielt hat und hier nach Gesprächen unter anderem mit Joschka Fischer den Entschluss gefasst haben soll, sein Leben zu ändern und 1981 das Projekt „Menschen für Menschen“ zu gründen. Im März 2007 musste der Künstlerkeller wegen Insolvenz schließen. Näheres findet sich im Beitrag der FAZ.
+++ Tipp für eigene Forschungen +++
In der ortsgeschichtlichen Sammlung im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main findet sich die Presseberichterstattung über diese einstmals berühmte, heute geschlossene Frankfurter Lokalität (Signatur: S3/9853).
Text: Kristina Matron
Referenced project
Exhibition: Times of Upheaval: Frankfurt During the 1960s