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Osterbotschaften in Frankfurter Gemeindebriefen

In der Ausstellung „Bewegte Zeiten: Frankfurt in den 1960er Jahren“ stehen die Ostermärsche als Friedensprojekt im Mittelpunkt, aber Ostern fand in diesen Jahren nicht nur auf der Straße, sondern vor allem auch in den Kirchen statt.

So bestanden vielfältige Gottesdienstangebote, die in den Programmen der verschiedenen Gemeinde- und Pfarrbriefe ebenso überliefert sind, wie die theologisch-religiösen, nachdenklichen und Osterhoffnung bringenden Botschaften der Pfarrer an ihre Gläubigen. Einige zeitspezifisch klingende Beispiele seien hier genannt.

Schon 1963 erkannte der Priester der St. Nicolaikirche sowohl mangelnde Glaubensgewissheit bezüglich der Auferstehung Jesu als auch eine gewisse Konkurrenz unter Religionen und eine Öffnung zu neuen Weltanschauungen: „Es ist erschütternd, was bei so vielen Gesprächen in Schule und Alltagsleben alles an Zweifel und Leugnung des christlichen Glaubens aus dem Munde von Christen zu hören ist, und man braucht sich dann nicht mehr zu wundern, daß die chloroformierende Glorifizierung anderer Religionen und Weltanschauungen heute so in Mode steht.“ Als Weg und Ziel nannte er den Willen und das persönliche Bekenntnis zum eigenen Glauben, denn „ob nun die Botschaft von der Auferstehung Jesu uns etwas sagt und gibt, das ist abhängig von der Haltung, in der wir ihr gegenübertreten.“

An Ostern 1969 wurde der Pastor der evangelischen Mariengemeinde in Seckbach politisch und nahm Bezug auf aktuelle Freiheitskämpfer, stellte er doch den Tod Jesu in eine Reihe „unheilvoller Morde Unschuldiger: Sokrates in Athen, Ghandi (1948) in Indien und Martin Luther King (4.4.1968) in den USA. [...] Immer war es so, sobald einer aufsteht, um aus den Bindungen in die Freiheit oder aus der Lüge in die Wahrheit zu führen, wird er ein Opfer der angegriffenen Mächte und muß mit seinem Leben bezahlen.“

Ebenfalls am 6. April 1969 schrieb der damalige Stadtpfarrer Adlhoch im wöchentlich erscheinenden Pfarrbrief „Domgemeinde“ der katholischen Pfarrei St. Bartholomäus: „Nicht erst seit heute wurde die christliche Taufe zur Familienkonvention, zum bürgerlichen Zubehör. Kaum einer wagt es, seine Kinder nicht taufen zu lassen.“ Diese soziologische Aussage zur damaligen BRD unterfütterte er anschließend theologisch: „[D]er Mensch [...] hat damit teil an der ewigen Auferstehung Gottes, darf sich geliebt wissen von Gott, mit seinem kümmerlichen Leib und seiner ewigen Seele hinein ins ewige Leben Gottes.“ Die Ostergottesdienste begannen am Samstag um 18 Uhr mit dem Ausläuten des Osterfestes und der Osternacht um 21 Uhr.

+++ Tipps für eigene Forschungen +++ In der Bibliothek des Instituts für Stadtgeschichte sind folgende Schriftenreihen der christlichen Konfessionen vorhanden:

Gemeindebrief / Margarete Saalfeld. - Nr. 1.1947 - 124.1979. - Ingolstadt, 1947-1979. Verf. bis 1978: Hans Saalfeld.
Gemeindebrief der ehem. schlesischen Heimatgemeinde Geibsdorf in der Fremde. Geibsdorfer Gemeindebrief. - Heimatvertriebenen-Nachrichten. - Periodizität: unregelmäßig. [Signatur: Zs 1019]
Gemeindebrief/ Evang. Mariengemeinde Frankfurt a.M.-Seckbach. - Frankfurt a.M.: Mariengemeinde, 1960-1995. [Signatur: Zs 1024]
Gemeindebrief der Evangelischen Segensgemeinde: Frankfurt-Griesheim. - Frankfurt am Main, 1969-1995. [Signatur: Zs 885]
Gemeindebrief der Evangelisch-Unierten Melanchthon-Gemeinde Fechenheim. - 1.1958 - 22.1977,1. - Frankfurt, M.: Verl. Weg u. Wahrheit. [Signatur: Zsq 173]
St. Nicolai-Bote: Gemeindebrief der ev.-luth. St. Nicolai-Gemeinde zu Frankfurt am Main. - Frankfurt am Main, 1962-1998 [Signatur: Zs 908]
Rund um den Riedhof: Gemeindebrief d. Evangelischen Ostergemeinde zu Frankfurt am Main-Süd. - 1966 – 1970. [Signatur: Zs 953]
Pfarrbrief Liebfrauen. - Frankfurt am Main: Liebfrauen, 1969-1997. [Signatur: Zs 896]
Ruf von Sankt Elisabeth: Pfarrbrief. - Frankfurt am Main, 1963-1988. [Signatur: Zs 984]
Unterwegs: Pfarrbrief d. Kath. Pfarrgemeinde Heilig-Kreuz in Frankfurt. - 1975, Dezember -. - Frankfurt [Main]. [Signatur: Zs 1004]
Domgemeinde: wöchentlich erscheinender Pfarrbrief der Katholischen Dompfarrei St. Bartholomäus Frankfurt am Main. 1969-1997 [Signatur: Zs 1014]

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Text: Manuela Murmann

Referenced project
Exhibition: Times of Upheaval: Frankfurt During the 1960s