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Ort: Karmeliterkloster, Dormitorium
Eintritt: frei
Kuratiert von: Dr. Markus Häfner, Dr. Thomas Bauer
Gefördert durch: Stiftung Polytechnische Gesellschaft, Kulturamt Frankfurt
In der Frankfurter Paulskirche tagte 1848/49 das erste gewählte deutsche Parlament: Insgesamt 809 Abgeordnete debattierten im Kirchenrund und erarbeiteten eine Verfassung mit Grundrechtskatalog für den zu schaffenden deutschen Nationalstaat.
Die Ausstellung untersucht die Demokratiebewegungen und Reformbemühungen im Stadtstaat Frankfurt zwischen 1848 und 1850, politische Ereignisse, Versammlungen und Akteure. Im Mittelpunkt steht der Septemberaufstand 1848 mit Barrikadenkämpfen und der Ermordung zweier Abgeordneter als zentrales Ereignis und Wendepunkt der Revolution. Hierbei werden die Frankfurter Ereignisse eingeordnet in die allgemeinen revolutionären Entwicklungen und in die Debatten der Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche.
Frankfurt bot 1848/49 nicht nur die Kulisse für die Verfassungsdebatten im Paulskirchenrund, sondern erlebte 1848 Petitionen seiner Bürger und blutige Auseinandersetzungen sowie bis 1850 eine eigene intensive Verfassungsdiskussion für den Stadtstaat.
Die blutige Seite der Revolution mit Barrikadenkämpfen erlebte Frankfurt im September 1848. An gut 50 Barrikaden in der Innenstadt wurde erbittert gekämpft, mehr als 50 Soldaten und Aufständische kamen ums Leben, die beiden Abgeordneten der Nationalversammlung Hans von Auerswald und Felix von Lichnowsky wurden ermordet. Die Parlamentarier mussten Truppen reaktionärer Herrscher anfordern, um sich gegen den Umsturzversuch der außerparlamentarischen Opposition zu schützen.
In diesem Bewusstsein verabschiedeten die Abgeordneten der Nationalversammlung im Winter 1848/49 die „Grundrechte des deutschen Volkes“ und die „Reichsverfassung“. Spätestens als der preußische König Friedrich Wilhelm IV. im April 1849 die ihm angetragene Kaiserwürde ablehnte, war die Revolution zum Scheitern verurteilt.
Die „gescheiterte“ Revolution wirkte jedoch vielfältig nach und manche Entscheidungen wurden später in die Tat umgesetzt. So hatte sich mit der Frankfurter Nationalversammlung die Idee konkretisiert, einen Nationalstaat unter preußischer Führung und ohne Österreich zu schaffen. Diese kleindeutsche Lösung fand schließlich im Kaiserreich von 1871 ihre Realisierung. Den nachhaltigsten Einfluss hatte der Grundrechtskatalog. Zwar fand er im Kaiserreich nur partiell Anwendung, diente aber als Vorbild für die Verfassungen von Weimar 1919 und Bonn 1949.
Verfassungsdebatten gab es von 1848 bis 1850 auch in den Einzelstaaten. Während in Flächenstaaten wie Preußen oder in ländlichen Regionen wie dem Odenwald die Vollendung der Bauernbefreiung, die Einführung einer Verfassung oder die Gewährung politischer Rechte die politischen Ziele darstellten, wollten die Frankfurter die bereits vorhandenen Strukturen ihrer bürgerlichen Gesellschaft und ihre bestehende Verfassung weiter reformieren. Oberstes Ziel war die Gleichstellung aller männlichen Bürger.
Angesichts der zur Vorbereitung der Nationalversammlung nötigen Maßnahmen stand die städtische Reformdebatte zunächst nicht auf der Tagesordnung und nahm erst im Herbst 1848 Fahrt auf. Im Gegensatz zu anderen Staaten, in denen sich die Verfassungsdiskussion abflachte, gipfelten 1849 die Frankfurter Verhandlungen im Vorschlag für eine demokratische Republik.
Ein vier Quadratmeter großer Stadtplan in der Mitte des Ausstellungsraumes visualisiert 33 ausgewählte Orte der Revolution. Viele Objekte, Bilder und historische Filmaufnahmen veranschaulichen das revolutionäre Geschehen.
Passend zur Sonderausstellung ist im Henrich-Verlag die gleichnamige Publikation erschienen, die Sie für 18 Euro direkt beim Institut für Stadtgeschichte beziehen oder beim Ausstellungsbesuch kaufen können.
Begleitend zur Ausstellung findet ein vielfältiges Programm aus Vorträgen, Ausstellungsführungen, Workshops für Schulklassen und Podcasts statt, die einzelnen Beiträge finden sich in der rechten Spalte.
Ergänzend zur Sonderausstellung bietet das Institut für Stadtgeschichte Workshops für Schüler und Schülerinnen ab der Klasse 9 an.
Zudem hat das pädagogische Team des Instituts für Stadtgeschichte ein „Rallyeheft“ mit Quizfragen für Schüler und Schülerinnen erarbeitet. Dieses ist kostenfrei zum Besuch der Ausstellung erhältlich. Hier finden Sie die Lösungen.