Vor allem in den Periodika-Sammlungen der Bibliothek, aber auch in Nachlässen, Dokumentationsmappen und anderen Beständen verteilt finden sich knapp 100 verschiedene Frankfurter Schülerzeitungen. Sie sind mal einfacher, mal grafisch professioneller gestaltet und geschrieben von Schülern für Schüler.
In der Regel stehen engagierte Oberstufenschülerinnen und -schüler (mit beratenden Lehrern) im Impressum. Von manchen Zeitungen hat sich nur ein Exemplar erhalten, von anderen die ganze Serie einer Schule. Zum Teil existierten auch Kooperationen mehrerer Schulen. Die unterschiedlichen Titel spiegeln die Vielfalt der Schulformen, der Themen und der Entstehungszeiten wider: z.B. Brennspiegel, Schulkampf, Horizont, Sorry, Gazette-Bienenkorb, Au backe, Rumpelstilzchen, Moment mal, Die Tafel oder Kaktus - um nur einige zu nennen. Das älteste Heft „Sommerladiana“ stammt von 1885, die neueste Schenkung von 2018.
Im Vorwort der Schriftleitung der Schulzeitung der Ziehen-Oberrealschule von 1932 schrieb der Redakteur Fritz Schäfer das Ziel wohl vieler Schülerzeitungen: „Wenn einer eine gute Idee hat, so schreibt er einen Artikel für die Schulzeitung und teilt die Idee den Lesern mit. Die Leser diskutieren dann darüber in den folgenden Nummern. Den unteren Klassen überlassen wir nette Reisebeschreibungen und Erlebnisschilderungen, die oberen Klassen beschäftigen sich mit Zeitfragen und Problemen. Wir wollen für jeden etwas bringen. (...) Seid nicht immer passiv, sondern zeigt daß ihr an positiver Mitarbeit Spaß habt und daß Ihr kämpfen wollt für Eure Ideen!“
Erstaunlich reife und gutformulierte Texte entstehen immer wieder, heutige Schülerinnen und Schüler wundern sich gelegentlich über frühere Ausdrucksmöglichkeiten Gleichaltriger. Inzwischen scheinen manche Ansprüche gesunken zu sein. Für Humor, Ironie und kritische Frotzeleien über Schulinterna und Personen ist weiterhin Platz neben politischen und Freizeitthemen. Dabei findet sich Typisches für die Entstehungszeiten sowie Zeitübergreifendes.
Ein besonderes Beispiel ist die Umfrage in der Zeitung der Bettinaschule „bienenkorb-gazette“ 1968 zu Sexualität unter Jugendlichen. Sie rief einen bundesweiten Skandal hervor und Diskussionen über den offenen Umgang mit dem Thema. Dazu sind im Archiv die Fragebögen, Briefe und Zeitungsausschnitte erhalten. Die Schülerzeitungen bieten also im besten Fall Ausgangspunkte für weitere Recherchen. Und sie führen an die Basis der Meinungen von Jugendlichen in ihrer Zeit.
Des Weiteren finden sich Hinweise auf Schülerzeitungen in der Zeitungsdokumentation (z.B. „Peeper“, Karmeliterschule im Bahnhofsviertel, 1982) sowie in Akten z.B. des Magistrats und des Schulamts.
Ergänzungen für Forschungen zu Schulen und Jugendlichen bieten:
- Feldzeitungen mit Nachrichten von der Front, Todesanzeigen und Feldpostbriefen, die manche Schulen bzw. deren Fördervereine während des Ersten Weltkriegs unterhielten
- Abibücher und -zeitschriften
- Veröffentlichungen und Jahrbücher der Freundeskreise, -vereine und der Schulen selbst mit Jahresrückblicken, Veranstaltungskalendern etc.
- Publikationen für Schülerinnen und Schüler, z.B. Propagandahefte der Nationalsozialisten wie „Hilf mit“, „Deutsche Jugendburg“ etc.
Bislang beschäftigten sich zwei Schülergruppen mit dieser speziellen Quellengattung. Einmal unter dem Gesichtspunkt der Meinungsfreiheit im Überblick über Zeiten und unterschiedlichste Schulen im Rahmen des FAZ-Projekts „Meine Zeitung“ 2019, zum anderen gezielt mit der eigenen Schülerzeitung der Helmholtzschule während der 1968er Jahre als Teil eines preisgekrönten Beitrags zum Geschichtswettbewerb der Körberstiftung 2018/19.
Derzeit werden die im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main vorhandenen Exemplare an Schülerzeitungen sukzessive in einer chronologischen Liste gesammelt und damit übersichtlicher und leichter auffindbar. Überzählige Altausgaben aus Privatbesitz sowie Neuerscheinungen als Abgabe für die Sammlung sind immer willkommen!