Karl Gustav Schmitt, der heute in Frankfurt nahezu vergessene Komponist der Nationalhymne Tongas, entstammte einer Frankfurter Musikerfamilie. Schon sein Großvater Franz Bartholomäus Schmitt war Kantor gewesen. Sein Vater Aloys Schmitt wurde am 26.08.1778 in Erlenbach am Main geboren. Bereits 1791 zog die Familie nach Obernburg. Über verschiedene Stationen gelangte Aloys Schmitt nach Frankfurt und war seit 1814 mit Unterbrechungen als Klavierlehrer in Frankfurt tätig. Nach längerer Abwesenheit in verschiedenen Hauptstädten des Deutschen Bundes – darunter auch einer Tätigkeit als Hofkomponist in Hannover, das dynastisch mit der britischen Krone verbunden war – ließ sich Aloys Schmitt 1832 dauerhaft in Frankfurt nieder und erlangte auch erst zu dieser Zeit das Frankfurter Bürgerrecht für sich und seine Familie. Aloys Schmitts Frau war die kurz vor der Heirat 1824 zum evangelischen Glauben übergetretene Auguste Wohl, Tochter des israelitischen Handelsmannes Lazarus David Wohl, die am 14.08.1802 in Frankfurt geboren worden war.
Aloys Schmitt gehörte 1834 zu den Mitbegründern des Philharmonischen Vereins (heute noch das größte und aktivste Privatorchester in Frankfurt).
Der Sohn Karl Gustav – im Geburtseintrag ursprünglich nur als „David“ Schmitt eingetragen – wurde am 09.12.1837 als fünftes Kind des Ehepaares in Frankfurt geboren. Schon die Wahl des Taufpaten wies über das Territorium der damals Freien Reichsstadt hinaus, denn der Pate war ein niederländischer Kaufmann namens David Koning aus Rotterdam. „Gewisse Gründe von hoher Wichtigkeit“, die leider nicht näher erläutert wurden, brachten Aloys Schmitt dazu, ein Gesuch an den Senat zu richten, um den Vornamen auf „David Gustav Theodor“ zu erweitern, was am 30.08.l838 genehmigt wurde und zur Änderung des Eintrags im Geburtsbuch führte. Er erhielt eine musikalische Ausbildung bei seinem Vater Aloys Schmitt und später an der Frankfurter Musikschule. Mit 19 Jahren soll er Musikdirektor in Würzburg und später in Königsberg gewesen sein. Bereits 1859 wanderte er nach Australien aus. Dort gab er sich als gebürtiger Münchener aus und änderte seinen Namen in Gustav Wilhelm Carl Schmitt. Irgendwann vor 1874 komponierte er die Musik der Nationalhymne für Tonga.
In Australien lebte er auch, als seine Mutter am 06.05.1872 – der Vater war schon seit dem 25.07.1866 tot – in Frankfurt verstarb und ihm dorthin eine Abschrift des Testaments geschickt wurde. Zu der Zeit war offensichtlich nur sein Bruder, der Chemiker Ernst Adolf Schmitt, noch in Frankfurt. Seine Schwester Antonie Johanna Caroline verh. Haast, eine Musiklehrerin, war 1859 gestorben und der Bruder Georg Ludwig Aloys Schmitt war Hofkapellmeister in Schwerin. Die Schwester Franziska Josephine war mit dem ungarischen Finanzrat Johann Heinrich Ritter von Floch verheiratet. Sein Schwager Johann Franz Julius Haast war 1859 als Geologe nach Neuseeland gegangen und ließ sich dort nach dem Tod seiner Frau dauerhaft nieder. Seit 1881 lebte Karl Gustav Schmitt endgültig auf Neuseeland, wo er als Komponist und Dirigent von Chören und Orchestern wirkte, die als Amateure auftraten. Am 22.03.1900 starb er in Clevedon und hinterließ eine Frau und zwei Kinder.
Kontakt: Volker Harms-Ziegler