Protokollbücher

Vor 150 Jahren: Die Protokollbücher der Frankfurter Bank und die preußische Annexion Frankfurts 1866

© Institut für Stadtgeschichte, Foto: Daniel Ebert
Frankfurter Bank-Protokoll 18.07.1866 (aus dem BHF-Archiv)

© Institut für Stadtgeschichte (aus dem BHF-Archiv)

In vier Protokollbänden der Frankfurter Bank geht es im Wesentlichen um die Ausgestaltung der Statuten, das Wechselrecht, die Girotätigkeit für den Handelsstand, die Erhöhung oder Senkung des Diskontsatzes zur Regulierung des umlaufenden Geldes oder die Herausgabe von Obligationen. Die Bände haben einen braunen, über die Zeitläufte inzwischen abgewetzten, Ledereinband mit eingeprägten Ornamenten und enthalten die handschriftlichen Sitzungsniederschriften des größeren Bankausschusses (1854-1875) und des Verwaltungsrats (1857-1930) der Frankfurter Bank. Ein Glücksfall, denn das Archiv der Frankfurter Bank ist im Zweiten Weltkrieg mit der Ausbombung des Geschäftssitzes in der Neuen Mainzer Straße 69, 1944 zerstört worden. Nur wenige Einzelstücke sind daneben erhalten.

Die Frankfurter Bank war nach den Plänen einiger Frankfurter Privatbankiers, einer Idee, die sich bis 1790 zurückverfolgen lässt, 1854 gegründet worden und lebt heute noch in der BHF-Bank fort. Sie war damals die Noten- und Zentralbank der Stadt und des Handelsstandes und auch die erste als Aktiengesellschaft gegründete Bank Frankfurts.

© Institut für Stadtgeschichte, Foto: Daniel Ebert

Neben den geldwirtschaftlichen Aufgaben und Beratungen drängten sich gelegentlich auch politische Ereignisse in die Verhandlungen. So sollte es auch in der Verwaltungsratssitzung vom 18.07.1866 geschehen. Ein einziger Tagesordnungspunkt stand an diesem Sitzungstag auf der Agenda – er markiert den Verlust der städtischen Freiheit und die Eingliederung Frankfurts in den preußischen Staat:

„Der Herr Präsident berichtet, daß der Chef der Preußischen Main-Armee, General der Infanterie Freiherr Vogel von Falkenstein eine Contribution von ohngefähr 6 Millionen Gulden der Stadt Frankfurt auferlegt habe, und die dermalen mit der Ausübung der Executive unter jenem Oberbefehlshaber betrauten Senats-Mitglieder Herren Bürgermeister Fellner und ... Senator Dr. Müller heute an die Frankfurter Bank das Ansinnen gerichtet haben, die gedachten 6 Millionen Gulden der Stadt darzuleihen.“

Im gleichen sachlichen Stil hätte die Versammlung auch die Entscheidung über die Erhöhung des Diskontsatzes von 3 1/2 auf 4 % oder die Auflage einer Millionenobligation für die Stadt Frankfurt formulieren können! Für die Bürgerschaft aber war die Angelegenheit ein hochemotionales Ereignis. Was blieb anderes übrig, als das Darlehen zuzusagen, obgleich dies gegen die Statuten verstieß? In acht Eisenbahnwaggons sollen die Silbermünzen – die Frankfurter Banknoten wurden nicht akzeptiert – am Abend des 19. Juli Frankfurt in Richtung Berlin verlassen haben.

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Was bewegte die Herren des Verwaltungsrats noch? Neben Gehaltserhöhungen z. B. Fälschungen der eigentlich fälschungssicheren Geldscheine durch einen Kölner Buchhändler, die seit Gründung immer von der Druckerei Dondorf und Naumann ausgeführt worden waren; die Einführung eines Betriebsarztes, da sich die Krankheitsfälle empfindlich gehäuft hatten oder auch der Bau des neuen, repräsentativen Geschäftsgebäudes in der Neuen Mainzer durch die Firma Philipp Holzmann.

Die Protokollbücher sind nach 1930 nicht weitergeführt worden. In der letzten Sitzung des Aufsichtsrats des Jahres 1930 war beschlossen worden, die Protokolle fortan auf losen Bogen zu schreiben und sie später zu Aktenstücken zusammenzuheften.
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