© Jörg Ratgeb, Anbetung der Heiligen Drei Könige, Foto: U. Dettmar
Ort: Kreuzgang & Refektorium | Eintritt: frei | Veranstalter: Institut für Stadtgeschichte
Das Karmeliterkloster ist heute die einzige erhaltene mittelalterliche Klosteranlage Frankfurts. Ihre Ursprünge reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Die Darstellungen der Ordensgeschichte der Karmeliter und der Heilsgeschichte des schwäbischen Malers Jörg Ratgeb gelten als die bedeutendsten vorbarocken Wandmalereien nördlich der Alpen. Waren die ikonographischen Programme für die Zeitgenossen eine leicht verständliche Lektüre, so haben heutige, weniger „bibelfeste“ Betrachter oft Schwierigkeiten damit, die dargestellten Szenen zu entschlüsseln.
Das Institut für Stadtgeschichte präsentiert eine Dauerausstellung und bietet an jedem dritten Sonntag um 15 Uhr Führungen zu den Wandgemälden Ratgebs an. Ein Audioguide ermöglicht die eigenständige Beschäftigung mit diesem bedeutenden, wenig bekannten Kulturschatz Frankfurts.
Als dem Frankfurter Karmeliterkloster 1515 reichlich Stiftungsgelder zuflossen, erging der Auftrag zur Ausmalung des neuen erweiterten Kreuzganges an Jörg Ratgeb (um 1480-1526). Der aus Schwäbisch Gmünd stammende Künstler war ein Zeitgenosse von Albrecht Dürer, Mathias Gothard, gen. Grünewald, Martin Schongauer und Tilman Riemenschneider. Seine Malerei weist Einflüsse des Hausbuchmeisters, Grünewalds sowie der Malerei Flanderns und Venedigs auf. Das prestigeträchtige Projekt im Frankfurter Karmeliterkloster wurde von Stiftern finanziert.
Ratgebs Arbeit im Kreuzgang hatte bereits 1514 mit dem monumentalen Wandbild der Anbetung der Heiligen Drei Könige für die Grablege des Patriziers Claus Stalburg des Reichen (1469-1524) begonnen und endete 1521 mit dem gewaltigen Zyklus der Heilsgeschichte. Ursprünglich zeigte ein Zyklus von ca. 40 Segmenten die Heilsgeschichte: von der Schöpfung und der Vertreibung aus dem Paradies über die Lebens- und Leidensgeschichte Christi bis hin zum Jüngsten Gericht.
1517 folgten als weitere Großaufträge das Refektoriumsgemälde mit der Genealogie der Karmeliter und die ornamentale Verzierung auf den Säulen, Fenterlaibungen und Sockelfeldern. Ob er im Chorschluss der Karmeliterkirche die Decke mit musizierenden Engeln und im Seitenschiff den Marientod gemalt hat, ist fraglich.
Die Malereien im nördlichen Kreuzgang wurden nach 1866 im Zuge von Umbaumaßnahmen bei der Einquartierung von Militär größtenteils zerstört. Auch die weiteren mit Kasein-Tempera-Technik auf getrocknetem Putz ausgeführten Malereien im Kreuzgang und im Refektorium sind überwiegend vernichtet. Eine partielle Rekonstruierung der Ratgeb-Gemälde konnte auf Basis der Nachzeichnungen des Historienmalers Otto Donner von Richter aus dem späten 19. Jahrhundert realisiert werden.
Im Refektorium ist ein 28 Meter langes Wandbild zu sehen, das in vier Abschnitten die Geschichte des Karmeliterordens zeigt: 1. die Lebensgeschichte des Propheten Elias, 2. die Lebensgeschichte des Propheten Elisa, 3. die Verfolgung und das Martyrium der Karmelitermönche im Heiligen Land durch Ungläubige und 4. die Rettung durch Ludwig IX. 1248 und die Emigration nach Europa.
Das Institut für Stadtgeschichte bietet an jedem dritten Sonntag im Monat um 15 Uhr Führungen an. Diese beleuchten die Geschichte des Karmeliterklosters und die vielfach unbekannte Ikonografie der beeindruckenden Gemälde, sodass die Bilder zum Sprechen gebracht werden.
Erste Einblicke bieten die Videoeinblicke mit der Kunsthistorikerin Silke Wustmann zu den Bildern Anbetung der Hl. Drei Könige, Geburt Jesu, Flucht nach Ägypten und Rettung der Karmeliter:
Multimediaguides mit Quizelementen erweitern die Inhalte der Dauerausstellung im Karmeliterkloster um neue und vertiefende Aspekte und ermöglichen die Wandgemälde detaillierter zu betrachten - sowohl per Smarthphone vor Ort oder von unterwegs oder zuhause auf dem eigenen Gerät. Neben Text- und Bilderklärungen umfassen die Multimediaguides auch Quizelemente und teilweise ergänzende Audiokommentare.
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