Die Paulskirche
Symbol demokratischer Freiheit und nationaler Einheit
Begleitbroschüre zur Dauerausstellung des Instituts für Stadtgeschichte Frankfurt in der Wandelhalle der Paulskirche, erschienen anläßlich der 150-Jahr-Feier der ersten Deutschen Nationalversammlung im Mai 1998.
Mit einem „Historischen Stadtplan von Frankfurt 1848/49” als Beilage.
Frankfurt am Main: Stadt Frankfurt am Main (Dezernat für Kultur und Freizeit, Institut für Stadtgeschichte)/Frankfurter Sparkasse 1998
Die Paulskirche symbolisiert wie kein anderer Ort die Tradition einer demokratischen und freiheitlichen Verfassung für die deutsche Nation. Die hier von der ersten Deutschen Nationalversammlung am 28. März 1849 verabschiedete Reichsverfassung mit ihren „Grundrechten des Deutschen Volkes“ hat die Weimarer Verfassung von 1919 und das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland von 1949 geprägt.
Als evangelisch-lutherische Hauptkirche der Stadt Frankfurt am Main wurde die Paulskirche ab 1789 errichtet. Nach mehreren Bauunterbrechungen wurde sie erst vierzig Jahre später von Stadtbaumeister Johann Christian Hess vollendet. Am 9. Juni 1833 wurde das Gotteshaus eingeweiht. Der elliptische Zentralbau aus dem für das Untermaingebiet typischen Rotsandstein ist ein bedeutendes Monument klassizistischer Architektur in Deutschland.
Da es in Frankfurt keinen anderen geeigneten Tagungsort gab, zog die Nationalversammlung, das erste deutsche Parlament, am 18. Mai 1848 in die Paulskirche ein. In nur einjähriger Arbeit schufen die Abgeordneten das damals freiheitlichste, demokratischste und sozialste Verfassungswerk. Bereits im Dezember 1848 verabschiedete die Nationalversammlung die „Grundrechte des Deutschen Volkes“, die Bestandteil der Paulskirchen-Verfassung vom 28. März 1849 wurden. Diese erste demokratische Verfassung für Deutschland konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Die Nationalversammlung musste dem Druck der Reaktion nachgeben und tagte am 30. Mai 1849 zum letzten Mal in der Paulskirche.
Seit dem 24. Oktober 1852 wurde die Paulskirche wieder als Gotteshaus genutzt. Den letzten Sonntagsgottesdienst feierte die Paulsgemeinde hier am 12. März 1944. Bei den Bombenangriffen auf die Frankfurter Altstadt am 18. und 22. März 1944 wurde auch die Paulskirche fast völlig zerstört.
Der Tatkraft des Oberbürgermeisters Walter Kolb ist es zu verdanken, dass die Paulskirche unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut wurde. In zeitgemäß vereinfachter Gestalt konnte sie bereits am 18. Mai 1948, zur Hundertjahrfeier der Deutschen Nationalversammlung, wiedereingeweiht werden. Von 1986 bis 1988 wurde die Paulskirche grundlegend saniert und künstlerisch ausgestaltet, u.a. mit dem 1991 fertig gestellten Wandbild von Johannes Grützke in der Wandelhalle.
Seit ihrer Wiedereröffnung 1948 ist die Paulskirche kein Gotteshaus mehr. Sie wurde zur politischen Gedenkstätte umgewidmet. Ihr Plenarsaal dient heute als Ort besonderer Festakte und bedeutender Preisverleihungen.
Bereits 1985 wurde in der Wandelhalle der Paulskirche die Dauerausstellung „Die Paulskirche - Symbol demokratischer Freiheit und nationaler Einheit“ eingerichtet, die vom Stadtarchiv unter seinem damaligen Leiter Prof. Dr. Wolfgang Klötzer erarbeitet und von der Stadtsparkasse aus Anlass ihres 125-jährigen Bestehens als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt wurde. Anlässlich der 150-Jahr-Feier der Deutschen Nationalversammlung im Jahr 1998 hat nun die 1822-Stiftung der Frankfurter Sparkasse die Dauerausstellung in der Paulskirche durch das Institut für Stadtgeschichte, das Nachfolgeinstitut des Stadtarchivs, überarbeiten und aktualisieren lassen. Die vorliegende Broschüre, die begleitend zur Ausstellung erscheint, aber völlig unabhängig davon genutzt werden kann, präsentiert in zwölf Kapiteln die Geschichte der Paulskirche als Bauwerk und historischer Schauplatz.
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