© ISG FFM: Frankfurt 1845-1860, gezeichnet von Werner Hebebrand
XDie Frankfurter Stadtentwicklung
Teil 1: Vom Mittelalter bis 1860
Keimzelle der Frankfurter Siedlungsgeschichte war der Domhügel. Siedlungsspuren lassen sich auf der hochwasserfreien Erhebung seit dem ersten vorchristlichen Jahrhundert nachweisen. Die Vorgängerkirche des heutigen Doms war eine Kapelle der dort gelegenen karolingischen Pfalz. Begrenzt im Süden durch den Main, im Norden durch einen verlandeten Mainarm, „die“ Braubach (Braubachstraße), im Osten durch das sumpfige, bis in die Neuzeit unbebaute Fischerfeld, im Westen durch die in den Karmeliterhügel übergehende Römerbergsenke, erhielt das Areal im 10. Jahrhundert eine Befestigungsmauer.
Während der Stauferzeit wuchs die Siedlung zur Stadt, für die die alten Grenzen zu eng wurden. So schützte etwa ab 1200 eine neue Mauer, deren Reste heute noch am östlichen Ende der Töngesgasse zu sehen sind, die sich rasch entwickelnde Stadt.
Der nächste Schritt erfolgte 1333 als Kaiser Ludwig der Bayer den Frankfurter Bürgern eine Erweiterung des Stadtgebietes und eine neue Stadtmauer zugestand. Das neue Stadtareal, drei Mal so groß wie das bisherige, umfasste die heutige Innenstadt und reichte bis weit in die Neuzeit als Siedlungsfläche für die Bevölkerung aus. Für mehrere Jahrhunderte bildete die Stadtmauer bis auf einige befestigte Gutshöfe und burgähnliche Sitze im Weichbild der Stadt auch die Bebauungsgrenze. Eine sich etwa im Abstand von zwei Kilometern um die Stadt ziehende Landwehr aus Gebück und Graben schützte im Vorfeld das Gebiet dieser Landwirtschafts- und Gärtnereizone.
In den unsicheren Zeiten des Dreißigjährigen Krieges setzte man ab 1628 vor die mittelalterliche Stadtmauer dem Stand der Kriegstechnik entsprechende bastionäre Befestigungen, die sich heute noch in den Zacken des Anlagenringes nachvollziehen lassen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts schätzt man die Frankfurter Bevölkerungszahl auf knapp über 20.000 Einwohner. Als einziges zusammenhängendes Stadtviertel innerhalb der alten Befestigungsanlagen entstand ab 1792 die klassizistische Fischerfeldbebauung, deren Fertigstellung sich allerdings weit ins 19. Jahrhundert hineinzog.
Während des 18. Jahrhunderts übersprang die Bautätigkeit die bisherigen Stadtgrenzen. Entlang der großen Ausfallstraßen und beider flussabwärts gelegener Mainufer bauten sich begüterte Frankfurter Familien Sommerwohnhäuser, die im Laufe der Zeit auch zum dauernden Aufenthalt dienten. Damit wurde eine Entwicklung eingeleitet, die sich besonders nach der Niederlegung der Festungswälle ab 1804 verstärkt fortsetzte. Etwa ab 1830 begann die Entwicklung der Außenstadt durch gesteigerte Bautätigkeit in der ehemaligen Gärtnereizone vor dem Anlagenring. Bauvorschriften von 1849/51 versuchten, die vorher regellose Bautätigkeit in geordnetere Bahnen zu lenken, indem sie Fluchtlinien, Bauhöhe und Abstand zu Nachbarn vorgaben.
Ab 1839 hielt in Frankfurt das neue Verkehrsmittel Eisenbahn Einzug. Als erste Strecke ging die Verbindung Frankfurt Höchst in Betrieb mit Fortsetzung nach Wiesbaden 1840. 1846 folgte die Bahnlinie nach Darmstadt. Bis 1852 nahmen auch die Strecken nach Kassel und Hanau den Verkehr auf. Die zweite Brücke über den Main war eine Eisenbahnbrücke. Bis 1860 stieg die Einwohnerzahl auf etwa 75.000 Personen.
Text: Klaus Rheinfurth