"Die Konstellation war glücklich ..."
Goethes Frankfurt 1749-1775
Nicht allein die Sterne standen günstig bei seiner Geburt, wie uns Johann Wolfgang Goethe in „Dichtung und Wahrheit“ glauben machen will, auch sonst waren die Umstände und Verhältnisse, in die der künftige Dichter hineingeboren wurde, durchaus glücklich zu nennen. Im Großen Hirschgraben enthob das ererbte Vermögen Familie Goethe aller finanziellen Sorgen, während die Reichsstadt Frankfurt die Früchte einer langen Friedensperiode genoss.
Umschlossen von stattlichen Befestigungsanlagen und bewohnt von kaum 40.000 Menschen, konnte man dieses „Nest“, wo jeder jeden kannte, als eng und beengend empfinden. Und doch war Frankfurt nicht wirklich im Kranz seiner Befestigungen gefangen. Vom Handel und dem damit verbundenen Austausch der Kulturen seit jeher geprägt, war die Stadt vielsprachig, multikonfessionell und weltoffen, das Gegenteil von provinziell. Ihre Bewohner waren stolz auf den Status als Reichstadt, auf den zeremoniellen Prunk von Wahl und Krönung und die zwei großen jährlichen Messen. Eine ganze Welt eröffnete sich so dem Heranwachsenden, eine Welt, gleichermaßen altertümlich und im Wandel begriffen: Frankfurt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
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Der Autor
Henrik Halbleib, geb. 1972. Studium der Mittleren und Neueren Geschichte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Freiberuflich tätig als Historiker, Lektor und Kurator mit den Schwerpunkten Frühe Neuzeit und Stadtgeschichte.