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XProstituiertenmord: Der Fall Matura
Frankfurt durchzogen 1966 tiefe Gräben für den U-Bahn-Bau, der Vietnamkrieg und die Notstandsgesetzgebung dominierten die Debatten. Zu Jahresanfang machte der Mord an der Edelprostituierten Helga Matura Schlagzeilen.
Sie wurde am 27. Januar 1966 in ihrer Vierzimmerwohnung in der Gutleutstraße 85 erstochen in ihrem Himmelbett aufgefunden. Wie die 1957 ebenfalls ermordete Rosemarie Nitribitt suchte Matura in einem Mercedes-Cabrio nach Freiern. 300 Mark kostete ein Stelldichein mit Matura die Freier (dies entsprach etwa dem damaligen Wochenlohn eines Arbeiters). Da beide Fälle nie aufgeklärt wurden, entstanden wilde Gerüchte, bedeutende Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik hätten die Ermittlungen behindert.
Noch 1966 diente der Matura-Mord zur Vorlage für den Film „In Frankfurt sind die Nächte heiß“ unter der Regie von Rolf Olsen. Auch „Die ZEIT“ analysierte in ihrem Kommentar den Fall: „Helga Matura wurde zur Repräsentantin, zur Königin ihrer Zunft erhoben wie Rosemarie Nitribitt vor ihr“, schrieb Kai Hermann 1966 [Die ZEIT v. 18.02.1966].
Bis heute beschäftigt das Rätsel über den Mörder die Gazetten. So berichteten der Focus 2018 und die Süddeutsche Zeitung 2019 über den Fall. Jan Seghers ließ sich 2010 in seinem „Die Akte Rosenherz“ ebenfalls vom Mord inspirieren – zumindest in der Fiktion wurde der Mörder gefasst (Mehr zum Buch bei DLF und FAZ).
+++ Tipp für eigene Forschungen +++
In der personengeschichtlichen Sammlung im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main lässt sich die Presseberichterstattung über den Fall nachvollziehen und einsehen (Signatur: S2/5091: Matura, Helga).
Text: Markus Häfner
Projektbezug
Ausstellung: Bewegte Zeiten: Frankfurt in den 1960er Jahren