© ISG FFM Hdl 796/1 1960/1963
XFrankfurter Kochbuch
Die politischen Debatten wirkten auch in gesellschaftliche und alltägliche Felder hinein. Die beginnende Emanzipation beispielsweise deutet sich in den sich ändernden Titelbildern der Auflagen des „Frankfurter Kochbuchs“ an.
In der Ausgabe von 1957 greift eine adrett gekleidete junge Frau mit Hemdbluse, Rock und Schürze in der kompakten aufgeräumten Küche in einen Hochschrank. Bereits 1960 ist das Bild farbig, die Dame im knielangen Kleid mit Ballerinas rührt in einem Topf. Die Küche kommt ohne Hochschränke aus, dafür sieht man einen Kühlschrank und einen Mixer. 1963 dann erscheint der Herr des Hauses in Hemd, Krawatte und Schürze. Fröhlich hält er seiner Gattin den vielleicht selbst zubereiteten Salat zur Begutachtung hin, während sie ein Omelett wendet.
Inhaltlich verspricht das 80 Seiten starke Heft: „Kinderleicht wird das Kochen mit dem Frankfurter Kochbuch“. Es kommt ohne Abbildungen der Speisen aus, enthält dafür aber Werbung Frankfurter Unternehmen, was im Vorwort an die „Liebe zukünftige Hausfrau“ erläutert wird: „Wir bringen eine Auswahl der bewährtesten Rezepte, aber auch Inserate von Firmen, die Ihnen die Gewähr dafür bieten, daß Sie preiswert, gut und einwandfrei bedient werden. Alle diese Firmen haben einen wohlbegründeten Ruf und sind schon zum Teil die Lieferanten Ihrer Eltern gewesen.“
Vermutlich handelte es sich bei dem Kochbuch um ein Geschenk an junge Ehepaare, denn „als ein Wegweiser für die 'vollkommene Ehe' wird Ihnen das vorliegende Kochbuch überreicht“, sagt das Vorwort des Verlags, das bis 1963 unverändert bleibt.
Von den Inhaltsverzeichnissen gleichen sich auch die Rezepte und das letzte Kapitel „Deine Hausapotheke soll enthalten“. Aber die 60er Jahre verzichteten dann schon auf die konkreten Hinweise zum Herdanfeuern und zur ersten Hilfe bei Unglücksfällen, die 1957 noch enthalten waren.
Randentdeckungen in den Kochbüchern: 1957 zeichnete möglicherweise Loriot das Bild für die Binding-Werbung. Ab 1960 waren die meisten Rezepte im Kochstudio der Firma Maggi erprobt worden.
+++ Tipps für die eigene Forschungen +++
Das Frankfurter Kochbuch: 1957, 1960, 1963, Bibliothek des Instituts für Stadtgeschichte Hdl 796/1.
Text: Manuela Murmann
Projektbezug
Ausstellung: Bewegte Zeiten: Frankfurt in den 1960er Jahren