© ISG FFM, Foto: U. Dettmar
XMusik für ein neues Lebensgefühl
In den 1960ern beeinflussten britische und amerikanische Pop- und Rockbands eine ganze Generation musikalisch. Neben den Beatles waren das die Rolling Stones, The Doors, Jimi Hendrix, The Who oder auch die Folksängerin und Friedensaktivistin Joan Baez, um nur einige zu nennen.
Musikalischer Höhe- und Endpunkt dieses Jahrzehnts war wahrscheinlich das legendäre, mehrtägige Festival Woodstock 1969 – die Hippiebewegung war zur Massenbewegung geworden und nicht nur die Musik verband Jugendliche auf der ganzen Welt miteinander, sondern auch das damit verbundene Lebensgefühl, der Einsatz für Freiheit, Frieden und Konsumkritik.
Auch in Frankfurt traten viele dieser Rock-und Popbands auf, nicht jedoch die Beatles, die am 2. Juli 1964 nur einen Zwischenstopp auf dem Frankfurter Flughafen einlegten [siehe unser Schlaglicht auf die 60er]. Dennoch entwickelte sich in der Stadt eine lebendige Beatszene mit mehr als 50 Coverbands, die vor allem in den Clubs im Bahnhofsviertel spielten.
Dafür gastierten die Doors [siehe unser Schlaglicht auf die 60er] und Jimi Hendrix in den 1960ern in Frankfurt. Letzterer konnte am 17. Januar 1969 die bürgerliche Presse nicht überzeugen. Die FAZ schrieb beinahe schockiert: „Das einzige, was er weckt, ist der Wunsch, die akustische Folter möge aufhören. Was die Fans zu Tausenden in die zwei ausverkauften Vorstellungen treibt, ist schwer zu sagen.“ Klanglich konnte die FAZ dem Konzert zwar überhaupt nichts abgewinnen, inhaltlich würdigte sie aber immerhin die Klangfetzen der amerikanischen Nationalhymne, die Hendrix inszenierte: „Das sticht die von Nationalstolz geblähte Brust an, hat Richtung, weist auf die Abgründe zwischen, vaterländischem Pathos und den beklemmenden, ungelösten Problemen unserer Welt hin.“[FAZ, 20.01.1969, S. 2]
Das Konzertplakat für den Auftritt in der Jahrhunderthalle in Höchst entwarf der Grafiker und spätere Kunstprofessor Günther Kieser im Auftrag der Konzertagentur Lippmann + Rau. Kieser prägte damit die Form des „Visual Music Design“ – eine Übersetzung der musikalischen Aussagen und von der Musik geweckten Emotionen ins Bildhafte. Wir zeigen das Plakat in der Ausstellung.
Mehrfach in Frankfurt trat die amerikanische Liedermacherin Joan Baez auf, zum ersten Mal 1966 auf dem Römerberg. Hier hatten sich am 11. April 1966 die Teilnehmer an den hessischen Ostermärschen zu einer Abschlusskundgebung versammelt. Baez sang zusammen mit dem Frankfurter Liedermacher-Duo Christopher & Michael (Christopher Sommerkorn und Michael de la Fontaine) ihren Song „We Shall Overcome“ und Bob Dylans „The Times They Are A-Changin“. Weitere Auftritte der Künstlerin in der Jahrhunderthalle Höchst sind in der Personengeschichtlichen Sammlung des Instituts für Stadtgeschichte dokumentiert [ISG FFM, S2 Nr. 8211].
Die Frankfurter Musikszene war aber in den bewegten 1960ern nicht nur von Rock und Pop, sondern auch von Jazz und Schlager geprägt. Schon seit den 1950ern hatte Frankfurt den Ruf, die „Jazz-Hauptstadt“ Deutschlands zu sein, traten hier beim Deutschen Jazzfestival doch Größen wir Albert und Emil Mangelsdorff auf. [70 Jahre Jazz in Hessen - Webspecial des Hessischen Rundfunks]
Musikalisch vielleicht etwas banaler präsentierten sich Hildegard Knef, Freddy Quinn, Peter Kraus, der kleine Heintje oder Udo Jürgens. Udo Jürgens, eigentlich: Udo Jürgen Bockelmann, war der Neffe von Werner Bockelmann, Frankfurter Oberbürgermeister bis 1964. Nicht erstaunlich also, dass es im Institut für Stadtgeschichte eine Personengeschichtliche Sammlung zu dem Schlagerstar gibt [ISG FFM, S2 Nr. 6695].
Projektbezug
Ausstellung: Bewegte Zeiten: Frankfurt in den 1960er Jahren