© ISG FFM, Ausstellungstafel, Foto: U. Dettmar
XRadsport in Frankfurt
Der 1. Mai ist in Frankfurt seit den 1960er Jahren traditioneller Radrenntag – dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie zum ersten Mal rein digital.
Radprofis und Amateure können 2020 auf ihren Heimtrainern teilnehmen: https://www.eschborn-frankfurt.de/de/home. Das Radrennen Eschborn-Frankfurt wurde erstmals 1962 als „Radrennen um den Henninger Turm“ gestartet und sollte das 1961 eröffnete Bauwerk der Henninger Brauerei noch bekannter machen. Sieger im ersten Rennen rund um den Henninger Turm wurde der Belgier Armand Desmet. Seit 1964 findet das Rennen am 1. Mai statt, seit 1969 dürfen neben Profis auch Amateure starten. 2009 zog sich die Brauerei Binding – die zuvor Henninger übernommen hatte – als Hauptsponsor zurück und damit verlor das traditionsreiche Rennen auch seinen ursprünglichen Namen.
Frankfurt war in der Vergangenheit nicht nur Austragungsort des Radrennens um den Henninger Turm. 1911 fanden sich Radprofis zum ersten Mal in der Frankfurter Festhalle zum 6-Tage-Rennen ein. Unterbrochen wurde diese Tradition während der NS-Zeit. Schon 1934 verboten die Nationalsozialisten das Rennen wegen „Unsportlichkeit“. 1951 konnte es erstmals nach dem Krieg in der wieder aufgebauten Festhalle stattfinden, eröffnet von Oberbürgermeister Walter Kolb. In den 1960er Jahren dominierten der Holländer Peter Post und der Deutsche Rudi Altig mit ihren Teams das Indoor-Ereignis. Ein FAZ-Artikel führt durch die spannende Geschichte dieses Frankfurter Radrennens: „Hundert Jahre Sechstagerennen in Frankfurt. Pistenprofis angehimmelt wie Hollywoodstars“. In den 1970er Jahren verloren die Frankfurter allmählich das Interesse an diesem Sportereignis und so fand 1983 das vorerst letzte 6-Tage-Rennen in Frankfurt statt.
Neben dem 6-Tage-Rennen gab es auch den Radklassiker „Rund um Frankfurt“, der 1970 seine 50. Auflage feierte. In den 1960er Jahren startete dieses Radrennen über eine Distanz von 190 km nur wenige Tage vor dem Radrennen um den Henninger Turm im April. Das Rennen „Rund um Frankfurt“ galt als das anspruchsvollste Amateur-Straßenrennen der Republik. Eine schönen Einblick in das Rennen 1969 bietet ein Schatz aus dem HR-Archiv, der am 29. April 1969 ausgestrahlt wurde: Auf den ersten 120 km blieb das Feld relativ geschlossen, doch im hügeliger werdenden Taunus konnte sich der Favorit weit absetzen. Auch ein Reifenwechsel wenige Kilometer vor dem Ziel änderte nichts an seiner Favoritenrolle, dann schlug er jedoch den falschen Weg ein und verspielte damit den ersten Platz. Nach knapp fünfeinhalb Stunden war das Rennen mit der Einfahrt von Jörg Haller im Ziel in Frankfurt-Sossenheim entschieden.
1994 wurde auch dieser Frankfurter Radklassiker eingestellt.
Text: Kristina Matron
Projektbezug
Ausstellung: Bewegte Zeiten: Frankfurt in den 1960er Jahren