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XSchauspiel Frankfurt: Bau der Theaterdoppelanlage
Während heute der Abriss der Theaterdoppelanlage am Willy-Brandt-Platz öffentlich und in der Stadtverordnetenversammlung diskutiert wird, debattierten Stadtverordnete und Bürger*innen in Frankfurt in den 1950ern und 1960ern über den Neubau des Schauspielhauses.
Nachdem das im Jahr 1951 wiederaufgebaute Schauspielhaus überwiegend für Opernaufführungen genutzt wurde, blieben dem Schauspiel nur der Börsensaal und eine Turnhalle in Sachsenhausen. Nach langen Diskussionen wurde im Jahr 1954 von den Stadtverordneten der Neubau eines Schauspielhauses genehmigt.
Es sollte ein Erweiterungsbau zu einer Theaterdoppelanlage werden, für welche im Jahr 1956 die Pläne vom Architektenbüro Otto Apel vorlagen. Alt und Neu sollten durch ein gemeinsames Foyer mit vorgelagerter Glasfassade verbunden werden. Die zeitlose und großzügige Innenausstattung wurde durch das Wandgemälde „Commedia dell´Arte“ von Marc Chagall und die „Goldwolken“ des Bildhauers Zoltán Kemény im Foyer unterstrichen.
Vorgesehene Kosten des Ganzen waren circa 20,3 Millionen Deutsche Mark, am Ende kostete es fast 30 Millionen Deutsche Mark. Zwischen Baugenehmigung und Beschluss verging noch einige Zeit mit immer wiederkehrenden Debatten, bei welchen sich zum Beispiel die CDU-Fraktion um die Finanzierung der Theaterdoppelanlage sorgte. Ihre Befürchtung war, dass andere kommunale Bauvorhaben, wie zum Beispiel der Wiederaufbau zerstörter Schulen, gestoppt werden würden. Am 7. Mai 1960 wurde erst der Grundstein gelegt und im September desselben Jahres konnten die Bürger*innen dann schon die ersten Fortschritte erkennen. Am 14. Dezember 1963 wurde die Theaterdoppelanlage schließlich mit Goethes „Faust I“ für das Publikum eröffnet.
+++ Meinungen zur Theaterdoppelanlage +++
Es gab viele unterschiedliche Stimmen zum Bauprojekt. Die meisten Bürger*innen standen der Anlage eher kritisch gegenüber, da sie befürchteten, dass der Wiederaufbau der Alten Oper und der kriegszerstörten Schulen in Vergessenheit geraten würden. Die Architektur konnte nicht jeden überzeugen, ebenso wenig wie der Standort inmitten des Großstadtverkehrs. Begeistert war hingegen Intendant Harry Buckwitz vor allem vom Standort: „Es gefällt mir, daß diese Theaterinsel im Zentrum Frankfurts, also inmitten des brandenden Verkehrs liegt.“
Stadtdezernenten*innen waren in der Mehrheit der Auffassung, die Zeit wäre reif für kulturelle Angebote in Frankfurt. Insbesondere für die Jugend sei Kultur wichtig, welche im Rahmen von Schülervorstellungen vermittelt werden sollte.
Da eine Renovierung des Schauspiels zu teuer scheint, wird das umstrittene Gebäude von 1963 wohl in naher Zukunft abgerissen werden und ist damit ein weiteres Beispiel für Großbauten aus den 1960er Jahren, die nur wenige Jahrzehnte Bestand haben sollten.
+++ Tipp für eigene Forschungen +++
In der ortsgeschichtlichen Sammlung im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main lässt sich die Presseberichterstattung über den Bau der Theaterdoppelanlage sowie der Einweihung am 14.12.1963 nachvollziehen und einsehen (Signatur: S3/N 8271: Städtische Bühnen: Theaterdoppelanlage Bau 1958-1963), (Signatur: S3/N 8283: Theaterdoppelanlage: Einweihung 14.12.1963).
Text: Anne Uhlmann
Projektbezug
Ausstellung: Bewegte Zeiten: Frankfurt in den 1960er Jahren