Stadtchronik

  • 100jähriges Jubiläum des Dr. Christ’schen Kinderhospitals. Anfang Oktober 1943 wurde das Haus an der Bornheimer Landwehr/Ecke Wittelsbacherallee durch alliierte Kriegsbomben zerstört und die Krankenversorgung ausgelagert.
  • Arbeitstagung des Gauleiters Jakob Sprenger für das Führerkorps von NSDAP und Staat im Kreis Groß-Frankfurt. Bekannt gegeben werden die Richtlinien für das „Kampfjahr 1945“.
  • Alliierte Fliegerangriffe auf die Mainstadt (Tagesangriff mit Spreng- und Brandbomben): Bombenteppiche auf den Osthafen, den Riederwald und die Hanauer Landstraße.
  • Alliierte Fliegerangriffe auf die Mainstadt.
  • Großappell des „Deutschen Volkssturms“, Kreis Groß-Frankfurt, auf allen Appellplätzen. Die Ortsgruppe NSDAP-Innenstadt versammelt sich am Hessendenkmal.
  • Reichsweite „Sammlung für Wehrmacht und Volkssturm“, auch im Gau Hessen-Nassau. Eingesammelt werden Kleidungsstücke, Spinnstoffe, Wäsche, Uniformen und Uniformteile. Aus Anlass des „Volksopfers“ wird ein „Ehrenbuch der Deutschen“ geschrieben. Es besteht aus Spenderlisten, die bei allen Ortsgruppen der NSDAP über die eingegangenen Spenden geführt werden.
  • Alliierte Fliegerangriffe auf die Mainstadt (Tagesangriff mit Spreng- und Brandbomben): Bombenteppiche auf Verkehrs- und Industrieanlagen, Streuwurf über das Stadtgebiet.
  • Amtsantritt des neuen Rektors der Johann Wolfgang Goethe-Universität: Nachfolger des Historikers, Prof. Walter Platzhoff (1881-1969), wird Prof. Heinrich Wilhelm Kranz (1897-05.05.1945 Suizid), Augenarzt, NS-Rassenhygieniker, von 1942 bis 1945 Ordinarius für „Erbbiologie und Rassenhygiene“ sowie Direktor des „Instituts für Erbgesundheit und Rassenpflege“ an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.
  • Deportation von 70 Männern und Jugendlichen (sog. „Mischlinge ersten Grades“, „jüdisch Versippte“ bzw. „Wehrunwürdige“) aus dem gesamten Gestapobereich Hessen-Nassau, darunter der spätere hessische Wirtschaftsminister Heinz Herbert Karry (1920-1981), vom Frankfurter Hauptbahnhof zum ‚Arbeitseinsatz’ nach Derenburg im Harz. Dort arbeiten sie auf einer Großbaustelle der Baufirma Friedrich Preusse, Braunschweig, an der Herstellung eines Hydrierwerkes. Am 20.03. d. J. treffen dort weitere Frankfurter ein. Ihre Befreiung durch die US-Armee erfolgt am 11.04. d. J.
  • Großsammeltag der Politischen Leiter der NSDAP und von Mitgliedern des „Deutschen Volkssturms“ im Rahmen der ‚Volksopfer’-Abgabe. An der Johann Wolfgang Goethe-Universität kommt es zu einer einmaligen Spende: Der Rektor der Universität, Prof. Heinrich Wilhelm Kranz (1897-05.05.1945 Suizid), Augenarzt, NS-Rassenhygieniker, von 1942 bis 1945 Ordinarius für „Erbbiologie und Rassenhygiene“ sowie Direktor des „Instituts für Erbgesundheit und Rassenpflege“ an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, sowie sämtliche Dozenten und Professoren geben geschlossen ihre Talare ab.
  • Aufgrund der allgemeinen Kriegslage Einstellung des öffentlichen Schnell- und Eilzugsverkehrs.
  • Verlegung der Unterabteilung „Verbrauchergruppe I“ (Ofenheizung und Untermieter) der Abteilung Hausbrandkohle des städtischen Wirtschaftsamtes von der Beethovenstraße 69 in die Liebig-Oberschule.
  • Großsammeltag im Rahmen der „Volksopfer“-Abgabe.
  • Änderung der Verdunkelungszeiten: Sie beginnen nunmehr mit Sonnenuntergang und enden mit Sonnenaufgang.
  • Das deutsche Frauenwerk eröffnet bei der NSDAP-Ortsgruppe Nordend, Eckenheimer Landstraße, eine werktäglich geöffnete Nähberatungsstelle.
  • Nächtlicher alliierter Fliegerangriff auf die Mainstadt (Spreng- und Brandbomben): Störangriff mit Bombenabwurf.
  • Im Stadtteil Sindlingen wird ein neugeborenes Mädchen ermordet aufgefunden. Der Tod ist durch Ersticken eingetreten.
  • Auf dem Grundstück Schloßstrasse 48 im Stadtteil Bockenheim wird eine nur wenige Monate alte Kinderleiche aufgefunden.
  • Alliierte Fliegerangriffe auf die Mainstadt.
  • 75. Geburtstag des Frankfurter Bildhauers Fritz Klimsch (1870-1960), Sohn des Frankfurter Malers und Lithographen Prof. Eugen Klimsch (1839-1896), von 1886 bis 1894 Studium an der Berliner Akademie, danach Studienreisen nach Paris und Italien, 1898 Mitbegründer der Berliner Sezession und 1904 des Deutschen Künstlerbundes in Weimar. 1910 Ernennung zum Professor der Preußischen Akademie der Künste in Berlin, 1921 Berufung auf einen Lehrstuhl für freie und angewandte Kunst ebd., 1943 in Berlin ausgebombt und Übersiedlung nach Salzburg.
  • Führertagung der Hitler-Jugend (HJ) (Jahresanfangstagung) des Bannes 81 Frankfurt am Main der HJ im Festsaal der Ziehenschule in Anwesenheit des Standortführers der HJ, Oberbannführer Bolinger.
  • Der „Frankfurter Anzeiger“ veröffentlicht in seiner heutigen Ausgabe (Nr. 37) die Name der im Dezember 1944 und Januar 1945 durch alliierte Bombenangriffe ums Leben gekommenen Frankfurter Bürger und Bürgerinnen.
  • Alliierter Tieffliegerangriff auf die Mainstadt: Abwurf zweier Sprengbomben auf Gleisanlagen des Hauptbahnhofes.
  • Deportation aller noch in Frankfurt am Main in „Mischehe lebenden Juden und Jüdinnen“ (u.a. 191 Frankfurter) vom Ostbahnhof aus in das Ghetto Theresienstadt. Ihr Überleben verdanken sie der Befreiung durch die Alliierten.
  • Nächtlicher alliierter Fliegerangriff auf die Mainstadt (Spreng- und Brandbomben): Störangriff mit Bombenabwurf.
  • Alliierte Fliegerangriffe auf die Mainstadt (Tagesangriff mit Spreng- und Brandbomben): Streuwurf über das Stadtgebiet und Bombenteppich am Bahnhof Louisa.
  • Tod des Rechtsanwalts und Notars Hugo Marx (1891-1945 KZ Bergen-Belsen), 1921 als Rechtsanwalt am Landesgericht Frankfurt am Main eingetragen, 1933 Berufsverbot als Notar und Rechtsanwalt.
  • Amerikanische Verbände greifen Frankfurt am Main mit Spreng- und Brandbomben an. In den Wohnvierteln entstehen erneut Zerstörungen.
  • 70. Geburtstag des Ersten Staatsanwalts am Frankfurter Landgericht, Theo Floret.
  • Alliierte Fliegerangriffe auf die Mainstadt: Bombenabwurf u.a. auf das Gallusviertel, Rebstöcker Straße.
  • Alliierte Fliegerangriffe auf die Mainstadt: Abwurf von Sprengbomben auf den Osthafen und Ostbahnhof.
  • Im ganzen Bezirk des Landesernährungsamtes Rhein-Main, in den Gaststätten aller Ortschafen mit mehr als 3.000 Einwohnern und in den Werkstätten und Kantinen werden Kartoffelgerichte nur noch gegen Kartoffelmarken ausgegeben. Es handelt sich um eine vorsorgliche Maßnahme, die den Zweck hat, angesichts der knappen Vorräte an Kartoffeln möglichst reibungslos den Anschluss an die nächste Frühkartoffelernte zu erreichen.
  • Tod des ehemaligen Oberbürgermeisters (1924-1933) Dr. Ludwig Landmann (1868-1945), seit 1916 Dezernent für Wirtschaft, Verkehr und Wohnungswesen in Frankfurt am Main, am 02.10.1924 zum Frankfurter Stadtoberhaupt gewählt, seit 1919 Mitglied der DDP, trieb eine weitsichtige Wirtschafts- Wohnungsbau- und Siedlungspolitik. Nach der Kommunalwahl 1933 von den Nationalsozialisten aus dem Amt vertrieben. Er ging zunächst nach Berlin, kurz vor Kriegsbeginn in die Niederlande, wo er in Voorburg, Provinz Südholland, verstarb. Ehrengrab auf dem Frankfurter Hauptfriedhof.
  • Nächtlicher alliierter Luftangriff mit Sprengbomben: vor allem auf den Süden und Osten Frankfurts.
  • Tieffliegerangriff auf die Mainstadt mit Bordwaffenbeschuss auf die Kasernenanlagen in der Homburger Landstraße.
  • Alliierter Fliegerangriff auf die Mainstadt (Tagesangriff mit Spreng- und Brandbomben): vor allem auf die Innenstadt und Streuwurf auf das übrige Stadtgebiet.
  • Die „Rhein-Mainische Zeitung“ gibt in ihrer heutigen Ausgabe bekannt, dass das Sommersemester an der Johann Wolfgang Goethe-Universität am 16.04. d. J. beginnen und am 15.08. d. J. enden soll.
  • Alliierter Luftangriff auf die Mainstadt (Tagesangriff mit Spreng- und Brandbomben): Bombenteppiche auf den Stadtteil Heddernheim sowie das Industriegebiet, Mainzer Landstraße. Streuwurf über das Stadtgebiet, vor allem im Bereich des Stadtteils Ostend.
  • Tod des Studienrats Dr. Hans Ludwig Rauh (1892-1945), Publizist und Forscher auf dem Gebiet der Frankfurter Mundart.
  • Alliierter Tieffliegerangriff mit Bordwaffenbeschuss und Bombenabwurf auf die Bonameser Siedlung (2 Tote).
  • ‚Heldengedenktag’: Zur Ehrung gefallener Deutscher veranstalten Vertreter von NSDAP und Wehrmacht eine gemeinsame Gedenkstunde am Denkmal der 81er an der Hohenzollernanlage [heute: Friedrich-Ebert-Anlage] und am Ehrenmal auf der Wörthspitze. Gauleiter Jakob Sprenger lässt Kränze u.a. am Ehrenmal am Hauptfriedhof und des Waldfriedhofs niederlegen.
  • Tod des Politikers Conrad Broßwitz (1881-1945 KZ Dachau), Tapezierer und Dekorateur, seit 1919 hauptamtlicher Parteisekretär des SPD-Ortsvereins in Frankfurt am Main, von 1928 bis 1930 Reichstagsabgeordneter, 1933 Frankfurter Stadtverordneter, danach von den neuen Machthabern verfolgt und schikaniert, 1944 in „Schutzhaft“ genommen und am 14.09.1944 Deportation in das KZ Dachau.
  • Alliierte Fliegerangriffe auf die Mainstadt.
  • Tod der Politikerin und Frauenrechtlerin Johanna Tesch, geb. Carillon (1875-1945 KZ Ravensbrück), Trägerin der sozialdemokratischen Frauenbewegung, seit 1902 Mitglied der SPD. Gründerin und Leiterin des Bildungsvereins für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse (1902). 1906 Vorsitzende Frankfurter Ortsgruppe des Zentralverbandes der Hausangestellten und Büroangestellten. Seit 1916 Mitglied der städtische Deputation für ‚Irre’ und Epileptiker, seit 1917 Beisitzerin im städtischen Mieteinigungsamt, seit 1918 Mitglied der Deputation für die städtischen Nervenheilanstalten und Mitglied des Hausfrauenausschusses beim städtischen Lebensmittelamt. 1919 Mitglied der Nationalversammlung und von 1920 bis 1924 des Deutschen Reichstags. Im Herbst 1944 Deportation ins KZ Ravensbrück.
  • Ermordung der beiden Häftlinge Adam Golup (19) und Georgi Lebedenko (21) des von den Adlerwerken errichteten KZ Katzbach nach ihrer Flucht im ‚Lahndreieck’/Gallusviertel. Bewohner der Lahn- und Kriegkstraße helfen der SS, die beiden Geflohenen zu ergreifen. Viele schauen damals zu, als ein SS-Mann die beiden durch Schüsse ins Genick und in den Kopf hinrichtet. Am 14.03.1998 widmet der Ortsbeirat 1 den Platz ‚Lahndreieck’ ihrem Gedenken.
  • Letzte Deportation Frankfurter Juden (fünf Personen) ins Ghetto Theresienstadt: die noch in Frankfurt am Main lebenden jüdischen Partner aus „Mischehen“ und die als „Geltungsjuden“ eingestuften - zumeist - Kinder. Ihr Überleben verdanken sie der alliierten Befreiung.
  • Die noch in Frankfurt am Main verbliebenen Gestapoleute flüchten vor dem Einmarsch der US-Armee aus der Mainstadt.
  • Das seit 01.04.1933 bestehende Sondergericht Frankfurt am Main beendet seine Tätigkeit: In dieser Zeit hat es 1.699 Verfahren aufgenommen, in denen 2.204 Personen angeklagt bzw. abgeurteilt worden sind.
  • Alliierte Fliegerangriffe auf die Mainstadt.
  • Der Reichsverteidigungskommissar Rhein-Main, Gauleiter Jakob Sprenger, ruft die Jugendlichen der Jahrgänge 1928, 1929 und 1930 zum Einsatz beim Stellungsbau (sog. Notdienstverpflichtung). Gedroht wird: Falls die Jugendlichen nicht spätestens bis zum 25.03. d. J. der Notdienstverpflichtung Folge geleistet haben, werden diese Jugendlichen und deren Erziehungsberechtigten dem zuständigen Standgericht überantwortet.
  • General Dwight D. Eisenhower erklärt in einem Flugblatt in deutscher, französischer, tschechischer, polnischer und italienischer Sprache Frankfurt am Main zur „Todeszone“: „Ihr wohnt in einem der wichtigsten Kriegsindustriegebiete Deutschlands. Die Kriegsindustrien Frankfurts und Mannheim-Ludwigshafens werden von jetzt ab einem erbarmungslosen Bombardement ausgesetzt. Es ist aber nicht das Ziel der Alliierten, das deutsche Volk zu vernichten. Vernichtet werden soll die deutsche Kriegsmaschine. – Stadtkern Frankfurt am Main einschließlich folgender Vororte: Heddernheim, Eschersheim, Eckenheim, Ginnheim, Preungesheim, Seckbach, Fechenheim, Bürgel, Offenbach, Oberrad, Niederursel, Griesheim, Rödelheim, Hausen, Praunheim – sind jetzt Kampfzonen. An alle Bewohner dieser namentlich aufgeführten Gebiete ergeht hiermit die Aufforderung, sich selbst und ihre Familien unverzüglich außerhalb der Kampfzone in Sicherheit zu bringen. Besonders wird darauf hingewiesen, dass in den oben genannten Gebieten von nun an weder Bunker noch Unterstände Sicherheit gewähren können. Euer Leben hängt von der sofortigen Ausführung dieser Anweisung ab. Handelt sofort! Heraus aus der Gefahrenzone! Heraus aus dem Krieg!“
  • Alliierte Fliegerangriffe: Bombenabwürfe im Stadtwald und in Oberursel.
  • 175. Geburtstag des Dichters Friedrich Hölderlin (1770-1843), Ende 1795 bis 1798 Aufenthalt in Frankfurt am Main - als Hauslehrer bei der Kaufmanns- und Bankiersfamilie Gontard.
  • Alliierte Fliegerangriffe auf die Mainstadt.
  • Alliierter Tieffliegerangriff mit Bordwaffenbeschuss und Bombenabwurf auf die Großtanklager in der Dieselstraße (Osthafen) sowie im Stadtgebiet Höchst (26 Tote, 8 Wohnhäuser zerstört).
  • Alliierte Fliegerangriffe auf die Mainstadt: u.a. auf die Stadtteile Höchst und Unterliederbach.
  • Gauleiter Jakob Sprenger ordnet an, kein arbeitsfähiger Einwohner dürfe die Stadt Frankfurt am Main verlassen.
  • Alliierte Tieffliegerangriffe mit Bombenabwurf und Bordwaffenbeschuss auf Verkehrsziele auf der Autoumgehungsstraße.
  • In der Nacht verlegt die Gestapo Frankfurt am Main aus dem Gestapo-Gefängnis 44 Frauen aus der Sowjetunion, Polen, Deutschland, Frankreich und Luxemburg in das „Arbeitserziehungslager“ (AEL) Hirzenhain in der Wetterau, wo sie am 26.03. d. J. von der SS erschossen werden. Insgesamt werden am 26.03. in Hirzenhain im Zusammenhang mit der ‚Evakuierung’ des „AEL Hirzenhain“, ein ‚erweitertes Polizeigefängnis für Frauen’ und zugleich ein Arbeitserziehungslager für weibliche Häftlinge, unmittelbar vor dem Eintreffen amerikanischer Truppen 81 russische Frauen und sechs Männer ermordet. Ihr Massengrab wird erst am 04.05. d. J. ausgehoben.
  • Der Räumungsbefehl von Reichsverteidigungskommissar und Gauleiter Jakob Sprenger wird abends um 21.30 Uhr durch den Drahtfunk verbreitet und am nächsten Tag in der letzten Ausgabe der „Rhein-Mainischen Zeitung“, dem amtlichen Organ der NSDAP für den Gau Hessen-Nassau, abgedruckt. In dem Aufruf unter der Überschrift „Kein Deutscher fällt in die Hände des Feines“ ordnet Sprenger die „sofortige totale Räumung der Städte Darmstadt, Offenbach, Frankfurt am Main, Wiesbaden, des gesamten Kreises Groß-Gerau, des Kreises Bergstraße bis zur Kammhöhe des Odenwaldes, des Kreises Darmstadt-Land bis etwa 10 Kilometer ostwärts der Stadt Darmstadt, des gesamten Kreises Maintaunus sowie einer 10-Kilometer-Zone ostwärts des Rheines in den Kreisen Rheingau-St. Goarshausen und Unterwesterwald“ an. Der Räumungsbefehl an die Frankfurter Bevölkerung erfolgt ohne Angabe, wohin die Evakuierung stattfinden soll.
  • Vormittags werden von deutschen Pionieren die Frankfurter Mainbrücken gesprengt. Die Stadtverwaltung soll nach Schlitz in Oberhessen verlegt werden. In der „Frankfurter Zeitung“ werden die Maschinen zerstört und das Archiv vernichtet. Das Kraftwerk wird stillgelegt.
  • Feierlichkeiten anlässlich der Verpflichtung der Hitlerjugend (HJ) im Beisein der Eltern. Es handelt sich dabei um die Aufnahme der zehnjährigen Jungen und Mädchen in die HJ und damit um den Beginn der Jugenddienstpflicht für diese Altersgruppe.
  • Erscheinen der letzten Ausgabe der „Rhein-Mainischen Zeitung“ (Nr. 71), das amtliche Organ der NSDAP für den Gau Hessen-Nassau.
  • Der letzte Chef der Gestapo in Frankfurt am Main (ab Mitte September d. J. bis Kriegsende), Regierungsrat und SS-Obersturmbannführer Reinhard Breder (1911-2002), zugleich neu ernannter Kommandeur der Sicherheitspolizei in Hessen, trifft ein letztes Mal mit den Mitarbeitern seiner Dienststelle zusammen. Auf dem Programm stehen Spurenbeseitigung und der Erwerb einer neuen Identität.
  • Amerikanische Truppenverbände der 3. Armee dringen nach einer Beschießung der Stadt am späten Nachmittag mit Panzern von Sachsenhausen über die nur unvollständig gesprengte Wilhelmsbrücke (an der Stelle der heutigen Friedensbrücke) in die Innenstadt ein und tauchen in der Gegend des Hauptbahnhofes auf. Die SA-Führung verlässt die Stadt; das Polizeipräsidium verlagert sich nach Oberhessen. Gauleiter Jakob Sprenger hat Frankfurt bereits fluchtartig verlassen.
  • Alliierte Fliegerangriffe auf die Mainstadt.
  • Für 6.45 Uhr ist ein Gegenangriff mit dem Ziel der vollständigen Zerstörung der Wilhelmsbrücke geplant. Am Abend wird der bisherige Kampfkommandant Generalmajor Friedrich Stemmermann durch den Oberstleutnant Erich Löffler abgelöst. Dieser hat von Generalfeldmarschall Kesselring den Befehl erhalten, Frankfurt zu verteidigen und „um jedes Haus zu kämpfen“. Die angekündigte Verstärkung durch SS-Einheiten aus dem Raum Friedberg bleibt aus.
  • Ein Artillerie-Volltreffer auf das militärische Hauptquartier der deutschen Truppen in der Taunus-Anlage 12, dem Palais Löwenstein, tötet den letzten Kampfkommandanten von Frankfurt am Main, Oberstleutnant Erich Löffler.
  • Mit der vollständigen Einnahme und Kapitulation Frankfurts durch die 3. U.S. Armee endgültiges Kriegsende für Frankfurt am Main. Konstituierung der U.S.-Militärregierung und Errichtung des Hauptquartiers im ehemaligen Verwaltungsgebäude der I. G. Farbenindustrie. Die NSDAP und ihre Institutionen werden verboten und die meisten der nach 1933 erlassenen Gesetze aufgehoben. Frankfurt am Main zählt knapp 270.000 Einwohner, weniger als die Hälfte der Vorkriegsbewohner. Etwa 33.000 Frankfurter und Frankfurterinnen starben während des Nationalsozialismus durch Deportation der jüdischen Bevölkerung oder Luftangriffe seit Sommer 1940. Knapp 50 % des Wohnraums sind völlig zerstört, 34 % beschädigt. Grünanlagen und Parks sind zu 65 % zerstört. In Ostpark und Günthersburgpark werden Obst und Gemüse angebaut – zur Versorgung der Patienten in den Krankenhäusern. Wer stationär eingewiesen wird, muss eigene Wäsche und Essgeschirr mitbringen. Die Stadt am Main bleibt zunächst dem Regierungspräsidenten in Wiesbaden unterstellt. Bis Kriegsende gehört Frankfurt am Main zur preußischen Provinz Hessen-Nassau. Allerdings ist Preußen seit Kriegsende nicht mehr existent und wird schlussendlich durch Kontrollratsgesetz Nr. 46 am 25.02.1947 auch rechtlich aufgelöst. Von dem, was der Frankfurter Normalverbraucher bekommt, kann er kaum leben. ‚Rettung‘ bis 1948 bietet der „schwarze Markt“ im Bahnhofsviertel. Hauptlieferanten sind amerikanische Soldaten (GI’s) und „Displaced Persons“ (DP’s). Die ersten Entlassungen städtischer Beamter, die wegen ihrer nationalsozialistischen Gesinnung bekannt sind, erfolgen unmittelbar nach der amerikanischen Besetzung Frankfurts. Es handelt sich um aktive NSDAP-Mitglieder, Politische Leiter vom Zellenleiter aufwärts, Angehörige der SS, „Alte Kämpfer“ und Personen, die sich als Spitzel und Denunzianten betätigt haben: Oberbürgermeister Dr. Friedrich Krebs, Bürgermeister und Gauamtsleiter Josef Kremmer und die Stadträte Wilhelm Arntz und Werner Fischer-Defoy. Zu den entlassenen Beamten gehören: Oberbaurat Hans Mittmeyer, Verwaltungsinspektor Karl Rettig, der Leiter der Hauptrettungswache Bernhard Kielmeyer, der Stadtamtmann Georg Protzmann und der Verwaltungsinspektor Ernst Holland vom Fürsorgeamt. Entlassen werden außerdem sämtliche Ehrenbeamte, wie Bezirksvorsteher, Ratsherren und ehrenamtliche Beigeordnete, allesamt Vertrauensstellungen der NSDAP.
  • Der erste Stadtkommandant der Militärregierung, Lt. Colonel Howard D. Criswell trifft in Frankfurt am Main ein.
  • Der Journalist Wilhelm Hollbach (1893-1962) wird von den Amerikanern als vorläufiger Bürgermeister eingesetzt. In Frankfurt am Main wirkt er während des Nationalsozialismus als Chefredakteur der „Neuesten Zeitung“, später des „Frankfurter Illustrierten Blattes“. Hollbach ernennt einige Bürger als Vorsitzende der verschiedenen Ämter, gleichfalls nur provisorisch, bis die Militärregierung die Ernennung bestätigt. Die Hauptverwaltung der Stadt Frankfurt am Main besteht aus dem Hauptverwaltungsamt, Personalamt, Rechnungsamt, Rechnungs-Prüfungsamt und Rechtsamt. Ein zweites Department besteht aus dem Verkehrsamt und dem Wirtschaftsamt. Die Abteilung für Volkswohlfahrt schließt das Fürsorgeamt, die Darlehnsanstalt und das Stadtgesundheitsamt ein. Insgesamt hat Frankfurt am Main im April d. J. 1000 Stadtbeamte bei einer Bevölkerung von 300.000 Einwohnern. Unter der Leitung eines geschäftsführenden Polizeipräsidenten wird die städtische Polizei wieder aufgebaut. Sie besteht aus mehreren hundert Mann. Der geschäftsführende Brandmeister hat vorläufig einen Stab von 189 Feuerwehrleuten.
  • Bildung eines beratenden Beirats („Council“), aus unbelasteten Bürgern, dem nach Anordnung der amerikanischen Militärregierung ein Jude, ein Kommunist, ein protestantischer und ein katholischer Geistlicher angehören. Zunächst besteht er aus dem katholischen Dompropst Prälat Dr. Jakob Herr, dem protestantischen Propst und dem ehemaligen Mitbegründer der Deutschen Volkspartei, dem Leiter der IG-Farben Boehnert, dem Rechtsanwalt Dr. Mertens, dem persönlichen Referenten des Bürgermeisters Dr. Bütow und Direktor Lumme von der Metallgesellschaft. Schließlich erweitert sich der Beirat auf zehn Mitglieder. Dazu kommen Peter Fischer (KPD), der jüdische Schriftsteller August Adelsberger, Pfarrer Fricke und ein weiterer Vertreter der Metallgesellschaft. Die Sitzungen des Beirats werden vom amerikanischen Stadtkommandanten einberufen und finden zwei- bis dreimal wöchentlich statt. Der Beirat bestätigt Bürgermeister Wilhelm Hollbach im Amt.
  • Ernennung des Schriftstellers August Adelsberger (1879-1952) zum Beauftragten der amerikanischen Militärregierung für jüdische Angelegenheiten (bis 10.07.1945). Knapp 150 Menschen jüdischer Herkunft überleben die NS-Zeit in Frankfurt am Main dank ihrer Ehe mit nichtjüdischen Partnern. Die Stadt Frankfurt am Main richtet eine „Jüdische Betreuungsstelle“ ein (Sitz zunächst Friedrichstraße 29, ab April 1946 Baumweg 5-7).
  • Erster jüdischer Gottesdienst nach der Befreiung im Haus Weiherstraße 6 im Stadtteil Ostend.
  • Der Direktor des Freien Deutschen Hochstifts und des Goethehauses, Prof. Ernst Beutler (1885-1960), wird von dem am 31.03. d. J. eingesetzten, ersten Amtierenden Bürgermeister Frankfurts nach dem Zweiten Weltkrieg, Wilhelm Hollbach (1893-1962), zum Kulturreferenten ernannt.
  • Offizieller Beginn der Sommerzeit.
  • Bekanntmachung des Oberbefehlshabers der alliierten Streitkräfte, General Dwight D. Eisenhower: „...wir haben jetzt deutschen Boden betreten. Wir kommen als siegreiches Heer, jedoch nicht als Unterdrücker.“
  • NS-Oberbürgermeister Dr. Friedrich Karl Krebs stellt sich der amerikanischen Militärregierung und wird im Lager Darmstadt interniert.
  • Tod des Kommunalpolitikers Prof. Hermann Luppe (1874-1945), seit 1909 besoldeter Stadtrat (Steuerdezernat, Baupolizei, Feuerwehr, Badewesen usw.) in Frankfurt am Main. Von 1913 bis 1920 Bürgermeister der Mainstadt. 1919/20 Mitglied des Reichstags. 1920 bis 1933 Oberbürgermeister von Nürnberg.
  • Frankfurt am Main ist wieder mit Elektrizität versorgt. Lebensmittelkarten werden ausgegeben.
  • In der Mainstadt besteht wieder ein „geordnetes Lebensmittelverteilungssystem“, mit welchem die Rationen allwöchentlich bekannt gegeben werden und verteilt werden können.
  • US-Präsident Franklin D. Roosevelt stirbt plötzlich im Alter von 63 Jahren an Gehirnblutung. Vizepräsident Harry S. Truman wird Präsident der Vereinigten Staaten. Bürgermeister Wilhelm Hollbach richtet ein Beileidschreiben an die Militärregierung.
  • 60. Geburtstag des langjährigen Direktors des Freien Deutschen Hochstifts (seit 1925), Prof. Ernst Beutler (1885-1960).
  • Amerikanische Soldaten besetzen das Konzentrationslager Buchenwald. Bis Juni d. J. kehren über 400 Menschen aus den NS-Lagern Buchenwald, Bergen-Belsen und vor allem Theresienstadt nach Frankfurt am Main zurück. Unter den aus Theresienstadt zurückkehrenden überlebenden jüdischen Frankfurtern befindet sich Rabbiner Dr. Leopold Neuhaus, bis 1942 Gemeinderabbiner. Neuhaus wird Leiter der „Jüdischen Betreuungsstelle der Stadt Frankfurt am Main“ und Rabbiner der Frankfurter Israelitischen Gemeinde.
  • Erstausgabe der „Frankfurter Presse“, Alliiertes Nachrichtenblatt der amerikanischen 12. Heeresgruppe für die Zivilbevölkerung, die mit insgesamt 15 Ausgaben bis zum 26. Juli d. J. wöchentlich erscheint und bis dato das einzige Presseerzeugnis für die Frankfurter Bevölkerung ist. Der Leitartikel der ersten Nummer ist dem Tod des Präsidenten der Vereinigten Staaten, Franklin D. Roosevelt, gewidmet.
  • Die gesamt deutsche Zivilbevölkerung des Stadtkreises Frankfurt muss sich laut einer Anordnung der amerikanischen Militärregierung in der Zeit vom 27.04 bis einschließlich 09.05. d. J. registrieren lassen.
  • Die amerikanische Besatzungsmacht errichtet ein Sperrgebiet um ihr Hauptquartier im IG-Hochhaus.
  • Wiedereröffnung von zwanzig Banken und Sparkassen im Stadtbereich. Am 01.05. d. J. folgen drei weitere Geldinstitute.
  • Im Stadtbereich von Frankfurt am Main befinden sich noch etwa 28.000 ausländische Zwangsarbeiter und befreite Kriegsgefangene. Die amerikanische Militärregierung betreut diese Menschen in 16 Sammellagern.
  • Alle russischen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen, die ihre Heimreise in den in Frankfurt am Main gelegenen Sammellager abwarten, wohnen den in mehreren Lagern stattfindenden Feierlichkeiten bei. Drei amerikanische Militärkapellen spielen für die befreiten Russen. Paraden finden statt, bei denen große Bilder von Stalin, Lenin und dem verstorbenen amerikanischen Präsidenten Roosevelt neben der russischen Nationalflagge besonders hervortreten. Die Feierlichkeiten beginnen jeweils mit dem Spielen der russischen und amerikanischen Nationalhymne. Die russischen Lagerkommandanten halten Ansprachen. Am Nachmittag finden Theatervorführungen sowie volkstümliche Tänze in bunten Nationalkostümen statt.
  • Dr. Bernhard Grzimek wird zum Direktor des Zoologischen Gartens bestellt.
  • Von 6000 Krankenhausbetten stehen nur 1700 zur Verfügung.
  • Die im Zweiten Weltkrieg nur gering beschädigte Stadion-Anlage wird von den amerikanischen Streitkräften beschlagnahmt und in „Victory Park“ umbenannt. Das Fußballstadion heißt seitdem „Victory Stadium“, das Stadionbad „Victory Pool“.
  • Nummer 3 der „Frankfurter Presse“ vermeldet den Tod Adolf Hitlers.
  • Eine soeben gebildete sog. „Bezirksregierung Wiesbaden“ wendet sich mit einem Aufruf, der an den Frankfurter Litfasssäulen erscheint, an die Bevölkerung. Darin heißt es: „Von der Militärregierung wurde der Gründer des Deutschen Rundfunks, Herr Staatssekretär a. d. Dr. Bredow, zum Regierungspräsidenten für die Regierung in Wiesbaden und Herr Regierungsrat i. R. Martin Nischalke zum Regierungsvizepräsidenten ernannt. Der Regierungsbezirk Wiesbaden ist auf sich selbst gestellt und muss versuchen, aus eigener Kraft geordnete Verhältnisse herbeizuführen, die Versorgung zu regeln, Arbeit zu schaffen und das gesamte Wirtschaftsleben in Gang zu halten.“ Als unmittelbare Aufgaben werden genannt: 1. Säuberung aller öffentlichen Ämter und Einrichtungen von dem Einfluss der NSDAP entsprechend den von der Militärregierung erlassenen Vorschriften. Weitmögliche Wiedergutmachung begangenen Unrechts. 2. Wiederaufbau der Landwirtschaft und Industrie, des Handels und Gewerbes. 3. Erhaltung gesunder Lohn- und Preisverhältnisse. 4. Gerechte Verteilung der Lebensmittel und Brennstoffe.“
  • Wegen Bedeutungslosigkeit Auflösung des von den Amerikanern unmittelbar nach der Besetzung einberufenen administrativen Gremiums, der „Council“, aus Frankfurter Bürgern zur Beratung der amerikanischen Stadtkommandeure.
  • Kapitulation Deutschlands.
  • Winston Churchill verkündet im britischen Parlament das Kriegsende.
  • Die Kapitulation der deutschen Wehrmacht und die damit verbundenen Forderungen der Alliierten erfahren die Frankfurter durch eine Sonderausgabe der „Frankfurter Presse“. Die ersten Soldaten kehren heim, einzeln zu Fuß, in Gruppen auf Lastwagen und in Güterzügen.
  • Unter der Leitung des Ernährungsamtes besteht wieder ein geordnetes Lebensmittelverteilungssystem mit Lebensmittelkarten differenziert nach Altersgruppen. Vorläufig werden die Rationen noch wöchentlich bekannt gegeben und verteilt. Die Ernährungsämter und das Landesernährungsamt dringen über die Landräte und die örtlichen Bürgermeister darauf, dass jede Anbaufläche bestellt wird und dass die Bauern ihrer Ablieferungspflicht nachkommen. Sie setzen des Weiteren die Rationen für die Bevölkerung nach den vorhandenen Beständen und den von der amerikanischen Militärregierung festgelegten Kalorienmengen fest.
  • In Berlin ratifiziert General Keitel die deutsche Kapitulation in Gegenwart der Marschälle Schukow und Montgomery und der Generale Eisenhower und de Lattre de Tassigny.
  • Wiedereröffnung der Reinigungs- und Heilbäder des Stadtbads Mitte.
  • Die Frankfurter Allianz ist die erste Versicherungsgesellschaft, die in der amerikanischen Besatzungszone von der Militärregierung wieder zum Geschäftsbetrieb zugelassen wird.
  • Beginn regelmäßiger Sabbatgottesdienste im Betsaal Baumweg 5-7.
  • Erstes Eintreffen von befreiten Frankfurter KZ-Häftlingen aus dem Lager Buchenwald. 23 „Buchenwald-Rückkehrer“ werden in zwei Frankfurter Hotels untergebracht und von einer Abteilung des Wohlfahrtsamtes betreut.
  • Markstein in der Konzertgeschichte Frankfurts: An diesem Tag findet die erste kirchenmusikalische Veranstaltung in der St. Ignatiuskirche statt, eine Feierstunde, der in achttägigen Abständen bis zum 19. August d. J. zwanzig weitere folgen.
  • Ab heute werden jeden Tag 2400 russische Arbeiter, die von der amerikanischen Militärregierung in hiesigen Sammellagern betreut werden, in ihre Heimat zurückbefördert. Die Befreiten werden auf Lastkraftwagen zum Ostbahnhof und von dort per Eisenbahn nach Leipzig gebracht. Jeden Tag soll ein Zug um 12 Uhr mittags und um 18 Uhr die Stadt verlassen.
  • Der Nachfolger Hitlers, Admiral Karl Dönitz, wird mit seiner „Geschäftsführenden Reichsregierung“ verhaftet. Es gibt keine deutsche Zentralgewalt mehr.
  • Ein Ausschuss von vier amerikanischen Senatoren unter Leitung von Senator Burton K. Wheeler besucht die Stadt auf einer Inspektionsreise durch Deutschland. Die Senatoren unternehmen eine kurze Besichtigung der Stadt und sprechen dann bei der Militärregierung vor, um sich über die örtlichen Probleme, vor allem die Kriegsschäden und die Wiederaufbauarbeiten, zu informieren. Ferner läßt sich der Ausschuss über die Rückführung der bei Frankfurt am Main befindlichen verschleppten ausländischen Arbeiter unterrichten.
  • Ausgabe von Registrierkarten bei den zuständigen Polizeirevieren zur Feststellung aller geschäftlichen Unternehmen im Stadtkreis Frankfurt. Dieser Registrierungspflicht unterliegen alle Firmen und Einzelunternehmen der Industrie, des Handwerks, des Groß- und Einzelhandels, selbständige Handelsvertreter, Vermittler, Prüfer und Berater usw., Banken, Versicherungen, Verkehrswirtschaft und die Spediteure, das Gaststätten- und Fremdenverkehrsgewerbe, einschließlich aller sonstigen Firmen oder Personen, die handelsrechtlich eintragen und gewerbesteuerpflichtig sind, jedoch mit Ausnahme von Ärzten und Heilpraktikern. Die ausgefüllten Karten sind bei den entsprechenden Polizeirevieren bis zum 25.05. d. J. wieder einzureichen.
  • Die ersten Straßenbahnen – Linie 10 und 12 – nehmen, wenn auch mit eingeschränktem Schienennetz, wieder ihren Betrieb auf. Linie 10 fährt vom Betriebshof Bornheim bis zur Mönchhofstraße, Linie 12 vom Prüfling nach Nied. Wenig später folgen auch die Linien 4 (Bockenheimer Warte – Ginnheim), 7 (Nibelungen Allee – Preungesheim) und 23 (Dornbusch – Heddernheim) der städtischen Straßenbahn.
  • Der beschädigte Frankfurter Hauptbahnhof mit seinen imposanten Eingangshallen aus der Gründerzeit nimmt den Betrieb wieder auf. Fahrt der ersten planmäßigen Züge nach Kronberg und Bad Homburg, wenige Tage später kann man auch über Vilbel nach Friedberg fahren, nach Stockheim, Niedernhausen und Flörsheim. Bereits im August 1945 werden täglich 33 Personen- und 16 Güterzüge registriert, gewissermaßen der Beginn zum Wiederaufstieg des Verkehrszentrums Frankfurt. Zubringerdienste leisten Pferdefuhrwerke, die zwischen Ostbahnhof und Hauptbahnhof pendeln.
  • Eröffnung des ersten reformierten Kindergartens in den Notkirchenräumen Burgstraße 81.
  • Bis heute sind insgesamt 16.000 ehemalige russische Zwangsarbeiter sowie 3.900 Italiener aus den Sammellagern des Stadtkreises Frankfurt in ihre Heimatländer zurückgekehrt. NS-Zwangsarbeiter aus westeuropäischen Ländern befinden sich nicht mehr in Frankfurt am Main.
  • Alle bereits bei der amerikanischen Militärregierung registrierten Fahrzeuge im Stadtkreis Frankfurt sind bis heute erneut anzumelden. Die weiße Registrierungs-Karte verliert an diesem Tage ihre Gültigkeit.
  • Die Erste Kirche Christi Wissenschaftler nimmt ihre Gottesdienste in der Arndtstraße 12 jeweils sonntags und mittwochs wieder auf.
  • Freigabe des Fahrradverkehrs im Stadtbezirk Frankfurt. Radfahrer und Fußgänger können die Brücken ohne Ausweis überschreiten.
  • Ein Bürgerausschuss unter Bürgermeister Wilhelm Hollbach gründet ein „Rückwanderer-Hilfswerk“ und ruft zu Spenden für diejenigen Menschen auf, die aus den Konzentrationslagern zurückkehren.
  • Einrichtung einer Schlichtungsstelle beim Frankfurter Arbeitsgericht, die Ansprüche auf rückständigen Lohn, Urlaubsansprüche, Streitigkeiten über Kündigungen usw. bearbeitet.
  • Radio Frankfurt, für die Militärregierung von der amerikanischen 12. Heeresgruppe bedient, sendet wieder. Zunächst täglich von 6.30 bis 9.00 Uhr, von 12.00 bis 14.00 Uhr und von 18.00 bis 23.00 Uhr. Auf dem Programm stehen Sendungen der Vereinten Nationen in verschiedenen Sprachen und wichtige Bekanntmachungen der Frankfurter Militärregierung.
  • Aus Anlass des Fronleichnamfestes kommt die neu einstudierte Cäcilien-Messe des im letzten Jahr verstorbenen Wiener Meisters Joseph Wöß für vierstimmigen gemischten Chor mit Bläserbegleitung in St. Antonius zur Aufführung.
  • Der Alliierte Kontrollrat tritt in Berlin zu seiner ersten Sitzung zusammen. Einteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen; die Regierungen der vier Siegermächte übernehmen die „Oberste Regierungsgewalt in Deutschland“.
  • Im Zuge von ‚Säuberungsaktionen’ der amerikanischen Militärregierung sind bis dato 1549 Beamte, die der NSDAP angehörten, aus der Stadtverwaltung entfernt worden. Im Laufe der Monate April und Mai sind bereits etwa 1100 Angehörige der Stadtverwaltung entlassen worden.
  • Alle im Stadtbezirk Frankfurt tätigen Ärzte, sowie diejenigen, die sich hier niederlassen wollen, müssen bis heute einen Fragebogen der amerikanischen Militärregierung ausfüllen, weil davon die weitere Zulassung zur Arztpraxis und die Genehmigung zur Autobenutzung abhängt.
  • Treffen von Luftmarschall Tedder, Feldmarschall Montgomery, General Eisenhower, Marschall Schukow und Sonderbotschafter Wischinsky im U.S.-Hauptquartier in Frankfurt am Main. Es ist das zweite Treffen der drei Oberbefehlshaber innerhalb einer Woche. Marschall Schukow überreicht General Eisenhower und Feldmarschall Montgomery die höchste russische Kriegsauszeichnung, den „Siegesorden“. Zur besonderen Ehrung der sowjetischen Gäste fliegen 1500 britische und amerikanische Flugzeuge in geschlossener Formation über den Standort Marschall Schukows.
  • Zum ersten Mal seit der Befreiung durch die Amerikaner tritt deutsche Polizei in ihren neuen Uniformen auf.
  • Im Zuge der Säuberungsaktionen der amerikanischen Militärregierung sind bislang 2.636 frühere Mitglieder der NSDAP, die Ämter bekleideten, entlassen worden.
  • Dr. Kurt Blaum (1884-1970), von 1921 bis 1933 Oberbürgermeister (OB) der Stadt Hanau und seit Kriegsende wieder kommissarischer Hanauer OB, wird Zweiter Bürgermeister von Frankfurt am Main.
  • Etwa 350 Frankfurter Juden und Jüdinnen kehren aus dem Ghetto Theresienstadt zurück.
  • Erste Begrüßungsfeier für heimgekehrte Soldaten in der Kirche zu Preungesheim, die alle vier Wochen wiederholt wird.
  • Die alliierten Truppen ziehen sich in ihre jeweiligen Besatzungszonen zurück.
  • Der „erste vorläufig vollständige“ Frankfurter Eisenbahn-Fahrplan wird veröffentlicht.
  • Alle Inhaber von Einzelhandelsgeschäften in Frankfurt am Main, die noch nicht im Besitz der Eröffnungsbewilligung sind, werden von der amerikanischen Militärregierung aufgefordert, sich bis heute bei der Industrie- und Handelskammer zu melden.
  • Am 22.06. abends kehren 59 und am 23.06. nachmittags 80 überlebende Juden aus Theresienstadt zurück. Mit dem ersten Transport werden 16, mit dem zweiten 66 Personen per Autodienst zu ihren Angehörigen in der Stadt gebracht. Die übrigen Befreiten werden in Hotels und Heimen untergebracht. Nach der langen Fahrt über Prag, Pilsen und Nürnberg erhalten die Rückkehrer im Hofe des Gagern-Krankenhauses Verpflegung. Der amtierende Bürgermeister begrüßt sie. 110 Frankfurter warten noch in Theresienstadt auf ihre Heimkehr.
  • Tagung der Frankfurter Ärztekammer. Alle Mitglieder im Gebiet von Frankfurt am Main, Stadt- und Landkreis Offenbach/Main, Stadt- und Landkreis Hanau, Stadt- und Landkreis Friedberg und in den Bezirken Main-Taunus und Obertaunus sind zur Teilnahme eingeladen.
  • Über 40 Kilometer Straßenbahnstreckennetz sind in Betrieb. Auch die Linien 8, 14 und 17 befördern Fahrgäste. Die Straßenbahn verkehrt nun wieder über die Kaiserstraße und über den Hauptbahnhof.
  • Auf Veranlassung der amerikanischen Militärregierung müssen sich hundert ehemalige Mitglieder der NSDAP auf dem Bauamt zu Aufräumungsarbeiten auf den Straßen der Stadt einfinden. Tags darauf müssen sich weitere 100 Parteimitglieder an den Aufräumungsarbeiten beteiligen.
  • Bekanntgabe des Bürgermeisters Wilhelm Hollbach, dass das von den Amerikaner geleitete Radio Frankfurt jetzt jeden Abend um 21.00 Uhr eine „Rhein-Mainische Stunde“ überträgt.
  • Auf Veranlassung der amerikanischen Militärregierung wird im Zuge der Entnazifizierung Ernst Plass zum neuen Reichspostdirektor von Frankfurt am Main ernannt.
  • Über vierzig Kilometer des Streckenetzes von zwölf Straßenbahnlinien werden wieder befahren.
  • Wiedereröffnung des Zoologischen Gartens.
  • Im Laufe des Monats werden einige Filmtheater neu eröffnet: Lichtburg, Kaiserstraße 74, Schauburg-Lichtspiele, Berger Straße 161, Casino-Lichtspiele, Casinostraße 6 in Höchst. Gezeigt werden die Wochenschau Nr. 10 in deutscher Sprache sowie ein Kulturfilm mit deutschen Untertiteln.
  • Ein neuer Fahrplan der Frankfurter Straßenbahn tritt in Kraft.
  • Ernennung des Verwaltungsfachmannes und Oberbürgermeisters von Hanau Dr. Kurt Blaum (CDU) (1885-1970) zum Oberbürgermeister Frankfurts und Ablösung von Bürgermeister Wilhelm Hollbach nachdem die Amerikaner erfahren haben, dass er bis zuletzt die Redaktion der nationalsozialistischen „Frankfurter Illustrierten“ geleitet hat. Die Vereidigung Blaums findet in Anwesenheit der Leiter der Verwaltungsabteilungen der amerikanischen Kommandantur im Haus der Metallgesellschaft, dem Sitz der Militärregierung, und zwar im Amtszimmer des Chefs der Frankfurter Militärregierung, Oberst Robert K. Phelbs, statt. Der Oberbürgermeister wird auf das Sternenbanner vereidigt. Vordringlich kümmert sich Blaum um Probleme des Wiederaufbaus der Stadt, vor allem um die Wiederherstellung größerer mehrstöckiger Mietgebäude.
  • Die Post stellt wieder Briefe zu.
  • Auf Grund eines Befehls der amerikanischen Militärregierung werden die Leitung, die Vermögenswerte und Betriebe der I. G.-Farbenindustrie innerhalb der amerikanischen Besatzungszone Deutschlands von der amerikanischen Militärregierung übernommen. Zum Leiter der I. G.-Farbenwerke in der amerikanischen Zone wird Oberst Edwin S. Pillsbury ernannt. Eigentum, Verwaltung und Kontrolle der I. G.-Farbenindustrie werden dem Militärgouverneur übertragen, der seinen Stellvertreter, Generalleutnant Lucius Clay, mit der Durchführung der Befehle beauftragt.
  • Auf dem Sportplatz der Adler-Werke im Stadtteil Niederrad findet das erste Fußballspiel in der amerikanischen Besatzungszone vor 5000 Zuschauern statt. Der Fußballsportverein Frankfurt schlägt die Mannschaft der Union Niederrad (später: Sportgemeinschaft Niederrad) mit 7:1 (1:0) Toren.
  • Dr. Leo Graf Lanckoronski wird als Präsident des Amtsgerichtes vereidigt; eine Woche später das Amtsgericht feierlich wiedereröffnet.
  • Wiederaufnahme des Güternahverkehrs.
  • In dieser Woche wird in Hessen-Nassau – und damit auch für Frankfurt am Main – eine Sonderzuteilung von 2 kg Zucker zum Einkochen von Früchten ausgegeben.
  • Frankfurt am Main zählt 287.000 Einwohner. 3449 Mitglieder der NSDAP sind bisher aus der Stadtverwaltung entfernt, 3238 Einzelhandelsbetriebe eröffnet und 54 Banken in Betrieb genommen und 100.000 Mark für die Rückkehrer aus den Konzentrationslagern gesammelt worden.
  • Offizielle Wiedereröffnung des Frankfurter Zoos unter der Leitung von Dr. Bernhard Grzimek.
  • Die wöchentliche Lebensmittelration beträgt: 1500 g Brot, 175 g Fleisch, 75 g Butter, 2500 g Kartoffeln, 1/8 l Magermilch, 62,5 g Zucker, 62,5 g Nährmittel, 51 g Käse, 51 g Quark und ein halbes Ei.
  • Predigtgottesdienst in der evangelischen St. Martinsgemeinde im Eschenhof.
  • Die Verordnung Nr. 1 der amerikanischen Militärregierung verbietet den ungesetzlichen Besitz von Schusswaffen, Munition, Sprengstoffen oder sonstigen Kriegsmaterialien. Alle Personen, die noch im Besitz dieser Artikel sind, müssen dieselben, um straffrei zu bleiben, bis spätestens heute an das Polizeipräsidium abliefern.
  • Wiedereröffnung des Frankfurter Amtsgerichts nach der Vereidigung der Mitglieder des Gerichtshofes, der Staatsanwaltschaft und der Rechtsanwaltschaft. Der Militärgouverneur von Frankfurt, Oberstleutnant Robert K. Phelps, leitet die feierliche, in deutscher und englischer Sprache erfolgte Vereidigung durch eine Rede ein, in der er u. a. erklärt: „Die Stärke einer Rechtspflege spiegelt sich in dem Vertrauen wider, das ihr die menschliche Gesellschaft entgegenbringt.“
  • Beginn der Dreimächtekonferenz von Potsdam.
  • Nummer 1 der wöchentlichen „Mitteilungen der Stadtverwaltung Frankfurt am Main“ herausgegeben vom Oberbürgermeister mit Genehmigung der Militärregierung erscheint. Nummer 1 enthält eine Übersicht über die städtischen Amts- und Dienststellen und die städtischen Gesellschaften.
  • Zusammenkunft aller Landräte der Provinz Hessen-Nassau im Landesernährungsamt zwecks Besprechung der Ernährungslage. Zur Lösung der existierenden Probleme trifft das Landesernährungsamt weitere Maßnahmen zur Vereinheitlichung der Lebensmittelzuteilungen und der Lebensmittelkarten und zur Bekämpfung des Schwarzmarktes.
  • Beim Spielen mit gefundener Bordwaffenmunition werden durch eine Explosion zwei Jungen im Alter von zehn und elf Jahren getötet und drei weitere Kinder verletzt.
  • Eine neue Ausgangsbeschränkung tritt in Kraft: danach darf niemand ohne Erlaubnis der Militärregierung zwischen 22.30 und 5.00 Uhr innerhalb des Stadtkreises Frankfurt unterwegs sein. Zuwiderhandlungen werden mit Geld- und/oder Haftstrafe geahndet. Die Militärwachen sind angewiesen, auf jeden zu schießen, der sich während dieser Stunden auf der Straße befindet und den Versuch macht, sich zu verbergen oder zu entkommen.
  • Treffen von fünfzehn Frankfurter Buchhändlern bei dem Verleger Vittorio Klostermann, auf dem die Situation des Frankfurter Buchhandels nach dem Zweiten Weltkrieg bilanziert wird. Heinrich Cobet wird zum Sprecher bei der zuständigen amerikanischen Behörde, der Information Control Division, gewählt.
  • Erster Sabbatgottesdienst der jüdischen Gemeinde Offenbachs nach dem Zweiten Weltkrieg in einem kleinen Saal eines Gebäudes hinter der ehemaligen Synagoge.
  • Ein Erlass des Leiters des Arbeitsamtes in Einvernahme mit dem Oberbürgermeister und der Militärregierung regelt jetzt den systematischen Arbeitseinsatz früherer NS-Aktivisten. Nachdem bisher schon einzelne Gruppen von NS-Aktivisten zu Aufräumungsarbeiten in der Stadt herangezogen worden sind, sollen jetzt diejenigen Nationalsozialisten zum Aufräumen und zu anderen öffentlichen Arbeiten herangezogen werden, die sich aktiv im Sinne des Nationalsozialismus betätigt haben. Bei der Frage, ob einer als Aktivist zu gelten hat oder ‚nur‘ als Parteigenosse im nominellen Sinns, sind die Entscheidungen der politischen Prüfungsausschüsse, die bei fast allen Behörden und Betrieben gebildet werden, maßgebend. Die NS-Aktivisten werden nicht einzeln, sondern in Gruppen zur Arbeit eingesetzt. Während der Arbeit tragen sie braune Armbinden. Bezahlt werden sie nach dem tarifmäßigen Hilfsarbeiterlohn. Allein der Amtsarzt ist für die Beurteilung der Einsatzfähigkeit zuständig. Im Unterschied zu Aktivisten werden ehemalige Parteigenossen, die sich nichts weiter Zuschulden kommen ließen, vom Arbeitsamt vermittelt. Mit ihrer Einstellung wird ein normales Arbeitsverhältnis begründet. Wenn aber Parteigenossen, die aus ihren bisherigen Arbeitsstellen entlassen worden sind, eine ihnen zugewiesene Arbeit ohne zwingenden Grund ablehnen, werden sie der Gruppe der NS-Aktivisten zugeteilt und entsprechend eingesetzt und behandelt.
  • Feier zum Gedenken an die Frankfurter Opfer des Nationalsozialismus im Sendesaal des Frankfurter Rundfunks bei Anwesenheit von Abgesandten der amerikanischen Militärregierung. Nur symbolisch gedacht ist die Verlesung von 24 Namen von NS-Opfern aus Frankfurt am Main und Umgebung, die der Schauspieler Richard Münch liest: u.a. Albrecht Ege, Johanna Schmidt-Kirchner, Wilhelm Leuschner, Ernst Mulanski, Konrad Broswitz, Eugen Kaiser, Franz Metz, Andreas Portune, Albert Kunz, Wilhelm Beutel, Paul Böhler, Georg Fröba, Otto Häuslein, Alfred Nötzel, Franziska Kessel, Anneliesel Höfel, Hugo Bandt, Leo Rosenbusch, Alfred Weil und Pfarrer Wilhelm Schneider. Hauptredner sind Wilhelm Knothe und Oskar Müller, das Opern- und Museumsorchester unter der Leitung von Dr. Ljubomir Romansky gibt der Feier die musikalische Weihe mit Stücken von Beethoven und Tschaikowsky.
  • Eröffnung der Frankfurter Getreidebörse durch den Präsidenten der Industrie- und Handelskammer, Dr. Alfred Petersen, in Anwesenheit des Oberbürgermeisters Dr. Kurt Blaum sowie eines Vertreters der Militärregierung. Bis zur Wiederherstellung des Börsengebäudes wird die Getreidebörse in den Räumen des Landesernährungsamtes abgehalten.
  • Amerikanische Besatzungstruppen haben damit begonnen, alle nichtzugelassenen deutschen Privatautos in der amerikanischen Besatzungszone einzuziehen, damit diese Fahrzeuge für öffentliche Aufgaben verwendet werden können.
  • Feierliche Übergabe der Lizenz für die „Frankfurter Rundschau“ in den Kellerräumen, unter den Trümmern des bekannten großen Zeitungshauses in der Großen Eschenheimer Straße durch Brigade-General Robert A. McClure, Kommandant der Abteilung für Nachrichten-Kontrolle der amerikanischen Armee, an sieben ausgewählte Journalisten, die den FR-Herausgeberstab bilden. Als Repräsentanten der Militärregierung sind ferner anwesend Oberst William S. Paley von der Abteilung für Nachrichten-Kontrolle, Oberstleutnant John B. Stanley, Befehlshaber der Nachrichtenkontrolle in hiesigem Bezirk, und Oberstleutnant James C. Chesnutt, Bezirkspressechef. Im Maschinenraum versammelt sich das gesamte technische Personal.
  • Erstausgabe der „Frankfurter Rundschau“, der ersten deutschen Tageszeitung, die von Deutschen in der amerikanischen Zone herausgegeben wird, veröffentlicht unter Lizenz Nr. 2 der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung. [Lizenz Nr. 1 wird in der britischen Besatzungszone an die „Aachener Nachrichten“ vergeben.] Am Tag vor ihrem offiziellen Beginn erschien die „O-Nummer“ (Probenummer). Schriftleitung und Verlag der FR befindet sich in der Schillerstraße 19. Der siebenköpfige Herausgeberstab besteht aus: Emil Carlebach, Hans Etzkorn, Wilhelm Karl Gerst, Otto Grossmann, Wilhelm Knothe, Paul Rodemann und Arno Rudert. Gedruckt wird sie im Keller des einstigen Verlagsgebäudes der „Frankfurter Zeitung“. In einer „ehrenvollen Begrüßung“ der FR durch die Militärregierung heißt es: „Diese Erstausgabe der vierseitigen ‚Frankfurter Rundschau‘ stellt einen wichtigen Schritt in der Rehabilitierung Frankfurts dar.“ Zunächst erscheint die Zeitung zweimal wöchentlich, mittwochs und samstags, bald darauf dreimal in der Woche. Erst nach der Währungsreform kann die „Frankfurter Rundschau“ täglich erscheinen.
  • Konzert des bekannten Tanz- und Tonfilmkomponisten Eberhard Bethsold mit seinen Solisten im Gartenrestaurant des Adlersportplatzes in Niederrad.
  • Das erste Rundschreiben der provisorischen Landesparteileitung der SPD für Hessen kursiert in Frankfurt am Main. In der Gutleutstraße 75 wird ein Büro bezogen.
  • Erste Nachkriegsversammlung der Frankfurter Buchhändler. Die Versammlung beschließt, der Besatzungsbehörde den Wunsch vorzutragen, sich zu einer „Frankfurter Buchhändler-Vereinigung 1945“ zusammenzuschließen.
  • 75. Geburtstag des Frankfurter Malers Joseph Correggio (1870-1962), Pferde-, Porträt- und Historienmaler. Schuf den Hochaltar der Dreikönigskirche, zahlreiche Großgemälde in Kasinos und Kasernen, Szenen für die Römerbergfestspiele und insgesamt über 1.000 Porträts.
  • Erste Kammermusik-Serenade des Flötisten Albin Tibursky auf der Terrasse des Rothschildpalais, Bockenheimer Landstraße 8/10. Gespielt werden Werke von Beethoven, Haydn und Mozart. (Konzertwiederholung am 11.08. d. J.)
  • Konzert Eberhard Bethsolds mit seinen Solisten in Isenburg im Restaurant Waldfrieden. (am 05.08. d. J. am gleichen Ort)
  • Inbetriebnahme der Straßenbahnlinie 33 zwischen Preungesheim und Berkersheim.
  • Frankfurt am Main zählt 305.857 Einwohner.
  • Die Freie (unitarische) Religionsgemeinschaft, Freireligiöse Gemeinde Frankfurt am Main (gegründet 1845) veranstaltet im Pfarramt an der Eckenheimer Landstraße 17 vormittags um 10 und nachmittags um 17 Uhr eine Weihestunde mit einem Vortrag von Pfarrer Clemens Taesler: „Johannes Ronge, der deutsche und Theodor Parker, der amerikanische Unitarier“.
  • Schwerer Verkehrsunfall an der Ecke Marbachweg – Eckenheimer Landstraße: der Straßenbahn Linie 7, die mit drei Wagen von Preungesheim herunterkommt, versagen die Bremsen, und der Zug fährt mit hoher Geschwindigkeit, nachdem er aus den Gleisen gesprungen ist, bis auf den Bürgersteig. Zwei Anhängerwagen stürzen um. Drei Personen, darunter ein Mann, der auf dem Bürgersteig steht, sterben noch an der Unglücksstelle; hinzu kommen weitere Schwerverletzte.
  • Gemäß einer Mitteilung des Landesernährungsamtes Frankfurt erhalten Schwer- und Schwerstarbeiter ab heute wöchentlich eine Zulage an Fleisch und Fett. Diese beträgt in Fleisch bei Schwerarbeitern 100 Gramm und bei Schwerstarbeitern 150 Gramm. Bei Fett für Schwerarbeiter 62,5 Gramm, für Schwerstarbeiter 125 Gramm je Woche. Die Ausgabe dieser Lebensmittelrationen erfolgt auf Sonderabschnitte der Zusatzkarten für Schwer- und Schwerstarbeiter.
  • Schaffung der Internationalen Militär-Gerichtshöfe zur Aburteilung der Haupt-Kriegsverbrecher.
  • Ende der Dreimächtekonferenz in Potsdam.
  • Abwurf einer Atombombe der Amerikaner auf die japanische Stadt Hiroshima.
  • Abwurf einer Atombombe der Amerikaner auf die japanische Stadt Nagasaki.
  • Zirkus Willi Holzmüller aus Luxemburg gastiert mit mehr als 150 Tieren in einem Riesenzelt auf dem Gelände der ehemaligen Landwirtschaftlichen Halle an der Ostendstraße.
  • Wiedereröffnung des Landgerichts Frankfurt am Main mit den Amtsgerichtsbezirken Frankfurt am Main, Frankfurt am Main-Höchst, Bad Homburg und Usingen. Zum Präsident des Landgerichts wird Amtgerichtsrat Dr. Johannes Becker ernannt.
  • Sitzung von Vertretern früherer Gewerkschaften zur Vorbereitung neu zu bildender Arbeiternehmerorganisationen. Hierzu informieren sie sich beim amerikanischen Labour-Vertreter Fruchtman. Er erklärt, dass für jeden Betrieb Arbeitnehmervertretungen gewählt werden können, wenn 25 Prozent der Belegschaft einen Antrag bei der Militärregierung stellen. Auch hinsichtlich der Genehmigung von Gewerkschaften muss zuvor ein entsprechender Antrag bei der Militärregierung gestellt werden. Alle, außer früheren Mitgliedern der NSDAP, dürfen diesbezüglich Anträge stellen. Gewerkschaften werden nur örtlich zugelassen. Mehrere Gewerkschaften können sich zu einem Gewerkschaftsbund zusammenschließen. Eine weitere Bedingung für die Bildung der Gewerkschaften ist, dass kein ehemaliger Beamter der Deutschen Arbeitsfront (DAF) oder Mitglied der NSDAP ein Amt oder eine Verwaltungsstelle innerhalb der zu bildenden Gewerkschaften einnehmen darf. Daher wird jeder gewählte Funktionär von der Militärregierung überprüft. Ein wesentlicher Bestandteil der gewerkschaftlichen Tätigkeit ist die Mithilfe an der Säuberung der Betriebe und Verwaltung von Nationalsozialisten. Die Militärregierung behält sich jede Kontrolle über Einrichtung und Verwaltung der Gewerkschaften vor. Lohn- und Arbeitszeitfragen bleiben zunächst außerhalb des gewerkschaftlichen Tätigkeitsbereiches.
  • Mit Genehmigung der Militärregierung kommen Vertreter derjenigen religiösen und politischen Organisationen im Sitzungszimmer des Besatzungsamtes zusammen, die während des Nationalsozialismus unterdrückt und geschädigt wurden. Beauftragte der Stadt, der Polizei und anderer Behörden sind anwesend. Nach Entgegennahme eines Berichtes, den der Leiter des Amtes für Wiedergutmachung bei der württembergischen Regierung in Stuttgart, Dr. Fischer, abgegeben hat, sprechen sich die Anwesenden dafür aus, auch in Frankfurt am Main die notwendigen Schritte einzuleiten, um den Opfern des NS-Regimes zu ihrem Recht zu verhelfen. Hierzu bildet sich ein Ausschuss, dem u. a. Vertreter der drei Konfessionen und der Gewerkschaften angehören.
  • In Anwesenheit von 60 Sozialdemokraten Gründungssitzung der SPD Frankfurt im Zimmerweg 12, noch illegal, organisiert von Willy Knothe, Rudolf Menzer, Karl Kirchner u.a.
  • Erstes Konzert im Börsensaal der Frankfurter Börse. Der Wiener Tenor Louis Klos bringt Lieder und Arien von Schubert, Schumann, Brahms, Mendelssohn, Rubinstein und Verdi zu Vortrag.
  • Bedingungslose Kapitulation Japans. Offizielles Ende des Zweiten Weltkriegs um 1.00 Uhr MEZ.
  • Mitte des Monats ist die Neuorganisation der Frankfurter Feuerwehr abgeschlossen. Fünf Feuerwachen betreuen das Stadtgebiet. Die Hauptfeuerwache befindet sich in der Burgstraße.
  • Bekanntmachung über die zentrale Lenkung des bauwirtschaftlichen Einsatzes durch den Magistrat. Aufgrund des Mangels an Baustoffen und Arbeitskräften bedarf die Ausführung von Bauarbeiten im Stadtgebiet Frankfurt am Main der Genehmigung des Oberbürgermeisters Dr. Kurt Blaum. Diese ist erteilt, wenn die Genehmigung von der Wiederaufbaustelle beim städtischen Bauamt vorliegt. Keiner Genehmigung bedürfen die von der Militärregierung unmittelbar angeordneten Arbeiten sowie Arbeiten der Reichsbahn, Reichspost, Straßen- und Wasserbauverwaltung.
  • Die amerikanische Militärregierung in Frankfurt beauftragt ein achtköpfiges Komitee mit der Neuorganisation des Sports. Mitglieder der früheren Arbeitervereine arbeiten in dem Komitee ebenso mit wie Vertreter der bürgerlichen und konfessionellen Sportverbände. Ihr Programm sieht die Bildung von Sportgemeinschaften vor.
  • Kirchenmusikalische Veranstaltung in der St. Josephskirche zu Bornheim: Josef Haydns Standardwerk „Die Schöpfung“. Wiederholungen dieses Konzertes finden in der Markuskirche zu Bockenheim und im Börsensaal statt.
  • Großes Opernkonzert im Börsensaal unter Mitwirkung des gesamten Ensembles der Frankfurter Oper.
  • Amteinführung und Vereidigung von 41 neuen Bezirksvorstehern durch Oberbürgermeister Dr. Kurt Blaum in einer schlichten Feier in Anwesenheit von Oberstleutnant Sheehan von der amerikanischen Militärregierung im Sitzungssaal des Hauptverwaltungsamtes.
  • Erster politischer Lagebericht des Oberbürgermeisters Dr. Kurt Blaum. Diese Stimmungsberichte werden wöchentlich bis zum 24.06.1946 an die Frankfurter amerikanische Militärregierung geschickt.
  • Liederabend mit der Sopranistin Coba Wackers im Börsensaal. Am Flügel: Dr. Ljubomir Romansky, mit Liedern von Schubert, Brahms, Liszt, Wolf u. Dvorak.
  • Erste Betriebsversammlung der Firma Teves. Hauptinhalte sind Organisation und Aufbau der neuen Gewerkschaften.
  • Gründung eines Lagers für jüdische „Displaced Persons“ in Zeilsheim.
  • Verordnung über die Rückkehr und Zuzug nach Frankfurt am Main durch den Magistrat. Wegen der vorherrschenden Wohnungsnot ist die Rückkehr von Familien und Einzelpersonen, die früher in Frankfurt am Main gewohnt haben, bis auf weiteres verboten. Ausgenommen von diesem Verbot sind Rückkehrer aus dem Kriegsdienst (Soldaten und Kriegsdienstverpflichtete). Für Berufstätige und ihre Familienangehörigen kann das Wohnungsamt eine Rückkehr bzw. den Zuzug genehmigen.
  • Liederabend mit Henny Wolff im Börsensaal.
  • Triumphale Rückkehr von Pfarrer Ide in Frankfurt am Main-Höchst, den die Nationalsozialisten als einen der engagiertesten Bekenntnispfarrer 1938 des Landes verwiesen.
  • Feier von Goethes Geburtstag, veranstaltet vom Freien Deutschen Hochstift im Sendesaal von Radio Frankfurt mit einer Ansprache von Professor Ernst Beutler und musikalischer Umrahmung.
  • Kirchenkonzert im Kirchensaal an der Körnerschule in Rödelheim. Gespielt werden u. a. Werke von Bach. Es singt der Kirchenchor.
  • Amtseinführung des neuen Polizeipräsidenten Dr. Rudolf Siegert in Anwesenheit des Kommandanten der amerikanischen Militärregierung Oberstleutnant Robert K. Phelbs. Frankfurts Oberbürgermeister Dr. Kurt Blaum stellt den neuen Amtsträger vor.
  • Auftritt von Künstlern der Frankfurter Oper im Zirkus Holzmüller, eingeladen von Toni Impekoven.
  • Dreitägige Konferenz der amerikanischen Verwaltungsbehörden unter dem Vorsitz General Eisenhowers im Gebäude der I. G.-Farben, auf der die Ergebnisse von drei Monaten amerikanischer Besatzung besprochen werden.
  • Verleihung des Goethepreises der Stadt Frankfurt am Main an den Experten für theoretische Physik, Geheimrat Professor Max Planck, für seine Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Thermodynamik, die zur Entdeckung der quantenhaften Struktur der Energie führen. Frankfurts Oberbürgermeister Dr. Kurt Blaum gibt in seiner Ansprache einen Abriss des Lebensbildes des in Göttingen lebenden Gelehrten, der aus Gesundheitsgründen an dieser Feier nicht teilnehmen kann.
  • Verhaftung Oskar Schlemmers von der Bankfirma Gebrüder Bethmann, und seines Nachfolgers Wolfram Müller-Freienfels, weil letzterer, entgegen der ausdrücklichen Anordnung der Militärregierung, weiterhin mit seinem Vorgänger, der wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft seines Posten enthoben worden war, im Bankgebäude Besprechungen über die laufenden Geschäfte abhält.
  • Dreitägige Konferenz der amerikanischen Militärregierung, bei welcher die Chefs der Militärregierung die kurz- und langfristigen Pläne der Verwaltung der amerikanischen Besatzungszone in Deutschland besprechen. Generalleutnant Oliver P. Echols, zweiter Stellvertreter des Militärgouverneurs, fasst das Ergebnis der Konferenz in einer Ansprache an die Militärverwaltungsoffiziere dahingehend zusammen, dass die Militärregierung der amerikanischen Zone nun in ihre zweite Phase eingetreten sei, „in welche der Wiederaufbau der auf demokratischer Grundlage aufgebauten Selbstverwaltung fällt.“
  • Die vier Besatzungsmächte übernehmen die oberste Regierungsgewalt in Deutschland und setzen einen „Alliierten Kontrollrat“ ein.
  • Frankfurt am Main zählt 319.009 Einwohner.
  • Nach einer Mitteilung des leitenden Direktors der Frankfurter Reichsbank dürfen Gehälter bis zum monatlichen Betrag von 300 Mark wieder bar ausgezahlt werden. In allen Fällen, in denen das Monatsgehalt höher liegt, ist der Gesamtbetrag weiterhin auf ein Bankkonto einzuzahlen.
  • Liederabend mit Henny Wolff im Börsensaal.
  • Der Alliierte Kontrollrat für Deutschland verbietet das Tragen von deutschen Uniformen. In Anbetracht der Kleiderknappheit ist es gestattet, die Uniformen umzufärben und umzunähen, so dass sie nicht länger Uniformen ähneln.
  • Wiederzulassung demokratischer politischer Parteien. Hierzu muss ein förmlicher Antrag bei der Militärregierung gestellt werden. Mit ihrer Genehmigung ist die Erlaubnis für die betreffenden Parteien zu Versammlungen und öffentlichen Kundgebungen verbunden. Die erste der vier Parteien (KPD, SPD, Liberal Demokratische Partei (LDP) und Christlich Demokratische Partei (CDP), die beim amerikanischen Militärregierungsamt um ihre Zulassung ersucht, ist die „Kommunistische Partei Deutschlands“. Die fünf Unterzeichner des Gesuchs – Walter Fisch, Oskar Müller, Ernst Eichelsdörfer, Emil Carlebach und Ludwig Wittmann – erklären, sie seien Antifaschisten und hätten für ihr Engagement gegen den Nationalsozialismus im Gefängnis gesessen. Die „Ausrottung von Nazismus, Militarismus und Imperialismus“ sei die Voraussetzung für die Gründung eines „wahrhaft demokratischen Deutschland“. Vorrangig zielt die KPD auf einen Zusammenschluss aller Antifaschisten und eine Einheitsfront mit der SPD. Kurz nach der KPD stellt auch die „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“ einen Antrag zur Neugründung.
  • Gedenkstunde für die Opfer des NS-Terrors in der Gaststätte „Vier Jahreszeiten“ in Frankfurt am Main-Griesheim.
  • Feierstunde der Weißfrauen-Gemeinde, Gutleutstraße.
  • Gemeinsame Erklärung der Frankfurter SPD und KPD über die Bildung eines gemeinsamen Aktionsausschusses. Unter Wahrung der Selbständigkeit beider Parteien soll der neu geschaffene, zehnköpfige Ausschuss folgende Aufgaben bewältigen: Enge Zusammenarbeit bei der Beseitigung der Überreste des Nationalsozialismus sowie beim Aufbau eines demokratischen Landes, Bildung eines antifaschistischen Blocks, gemeinsame Vertretung der Interessen der arbeitenden Bevölkerung in allen öffentlichen Institutionen und Durchführung gemeinsamer Veranstaltungen, die sich mit den Problemen des demokratischen Aufbaus befassen. Die gemeinsame Erklärung ist unterzeichnet für die KPD von Walter Fisch, Oskar Müller, Ernst Eichelsdörfer, Emil Carlebach und Martin Kirsch; für die SPD von Willi Knothe, Franz Ullrich, Rudolf Menzer, Kurt Haenschler u. Fritz Schäfer.
  • Wiedereröffnung der Frankfurter Grundschulen.
  • Erste von insgesamt 20 Sitzungen (inclusive einer geheimen am 20.09. d. J.) des 28köpfigen „Bürgerrats“ im Sitzungssaal des Hauses Siesmayerstraße 12, eine Art Ersatzparlament im Auftrage der Militärregierung, berufen vom Oberbürgermeister Dr. Kurt Blaum. Nach Worten der Einführung und Begrüßung durch Dr. Blaum und Oberstleutnant F. Sheehan von der amerikanischen Militärregierung gibt der Oberbürgermeister einen Lagebericht, entwirft ein Bild der allgemeinen Lage der Stadt, der Bevölkerung und der Stadtverwaltung im gegenwärtigen Augenblick. Die Mitglieder des Bürgerrates erhalten Aufschluss über die Voraussetzungen und Bedingungen, unter denen auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens, vor allem in der Stadtverwaltung, gearbeitet werden muss. Der „Bürgerrat“, in dem die wesentlichsten Berufsstände, die verschiedenen Stadtteile, die konfessionellen und politischen Richtungen vertreten sind, soll als Bindeglied zwischen Stadtverwaltung und Frankfurter Bevölkerung fungieren, ist allerdings mehr Anhörungs- als Beschlussgremium. Amtiert bis zum 19. Mai 1946 in der Siesmayerstraße 12 und wird schließlich von der Stadtverordnetenversammlung abgelöst.
  • Erste Schauspielaufführung im Sendesaal des ehemaligen Reichssenders Frankfurt, Eschersheimer Landstraße, den die Militärregierung für diesen Zweck zur Verfügung stellt. Gespielt wird die Komödie „Ingeborg“ von Curt Goetz.
  • Fortsetzung der ersten Sitzung des Bürgerrates, die nach dem ausführlichen Rechenschaftsbericht des Oberbürgermeisters Dr. Kurt Blaum unterbrochen wurde. Über den Bericht Blaums entspinnt sich eine zweistündige Debatte.
  • Die Stadtverwaltung hat mit Unterstützung der Militärregierung eine Suppenküche in der Kriftelerstraße eingerichtet. Es wird täglich eine Mahlzeit zum Preis von 40 Pfennig ausgegeben. Die Behörden haben Vorkehrung für die Speisung von 50.000 bis 75.000 Menschen täglich getroffen. Die in der Krifteler Straße zubereiteten Mahlzeiten werden zu verschiedenen Verteilungsstellen gebracht.
  • Die Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main gibt wieder ein Mitteilungsblatt für ihre Mitglieder heraus. Die erste Ausgabe kann von Mitgliedsfirmen in der Börse zum Preis von 20 Pfennig abgeholt werden.
  • „Wundervolle Zauberei Lamari“ im Großen Börsensaal.
  • Feierstunde der Lukasgemeinde in der Kapelle Eschenbachstraße 14.
  • Wiederaufnahme der Arbeit in den Adlerwerken mit ca. 800 Mitarbeitern. Zunächst ist die Firma mit Reparatur- und Ausbesserungsarbeiten an Automobilen, Schreibmaschinen und Fahrrädern beschäftigt.
  • Dr. Eberhard Beckmann (1905-1962) zum Leiter des neu gestalteten Amtes für die Städtischen Bühnen und Konzerte ernannt, 1946 bis 1962 erster Intendant des Hessischen Rundfunks.
  • Wiedereinweihung und erster Gottesdienst in der notdürftig hergerichteten, 1938 ausgebrannten Westendsynagoge in der Freiherr-vom-Stein-Straße. Rabbiner Dr. Leopold Neuhaus, während des Nationalsozialismus im Konzentrationslager inhaftiert, hält die Einweihungsrede.
  • Die „Frankfurter Rundschau“ wird bestohlen. Es handelt sich um einen fünf Tonnen-Lastwagenanhänger vor dem Haus Schillerstraße 17.
  • Frankfurter Herbstmesse. Schau- und Verkaufsmesse am Ostendplatz.
  • Frankfurt am Main zählt 328.102 Einwohner.
  • Zweite Sitzung des „Bürgerrats“. Tagesordnung: Bericht über die erste Sitzung des Bürgerrates in der „Frankfurter Rundschau“ vom 08. und 12.09. d. J., Trümmerbeseitigung in Frankfurt am Main, beginnend mit der Straßenräumung.
  • Offizielle Eröffnung der Frankfurter Börse und Beginn des Börsengeschäftes. Hierzu findet ein kleiner Festakt in der ausgebrannten Getreidebörse im Parterre der Industrie- und Handelskammer statt. Dr. Alfred Petersen, Präsident der Industrie-, Handels- und Handwerkskammer begrüßt die Vertreter der Alliierten Militärregierung, der Stadt und der Banken. Als Vertreter des Stadtkommandanten hebt Oberst Peddy den Wert der Börse hervor. Dr. Peter Bartmann, Vorsitzender des Überwachungsausschusses der Börse, stellt heraus, dass es für die Wertpapierbesitzer besser sei, wenn die Kurse unter Kontrolle festgestellt würden. Danach spricht der Geschäftsführer der Abteilung Banken und Börse innerhalb der Industrie-, Handels- und Handwerkskammer, Dr. Hans Ilau, über die volkswirtschaftliche Bedeutung der Börse.
  • Bekanntmachung der Städtischen Wasserwerke, wonach die Entnahme von Wasser aus der Wasserleitung ohne Bezahlung Diebstahl ist und strafrechtlich verfolgt wird. Ausnahmen bilden die vom Wasserwerk aufgestellten Zapfstellen für die Bewohner von Häusern, die z. Zt. noch nicht mit Wasser versorgt werden.
  • Aufhebung der Begrenzung für Barabhebungen von freien Konten. Für Sparkonten bleibt es bei der Bestimmung, dass monatlich nur Beträge bis zu 1.000 Mark abgehoben werden dürfen.
  • Bei der amerikanischen Militärregierung geht ein Antrag auf Gründung der Christlich-Demokratischen Partei (CDP) ein. Wenige Tage später erfolgt dann die Gründung der CDP für den Stadtkreis Frankfurt und die Einrichtung eines Sekretariats in der Blumenstraße 3.
  • Erste öffentliche Kundgebung der Kommunistischen Partei Frankfurts im Saal des Lichtspielhauses Schauburg in Bornheim unter dem Motto „Friede, Aufbau, Demokratie“. Das Parteibüro wird in der Gutleutstraße 8/12 eröffnet.
  • Versammlung der Sozialdemokratischen Partei im Börsensaal mit dem Hauptredner, dem Darmstädter Regierungspräsidenten Professor Dr. Ludwig Bergsträsser. Wilhelm Knothe, erster Vorsitzender der Frankfurter SPD und späterer Bundestagsabgeordneter (1949-1952) spricht über die zukünftigen Ziele der Sozialdemokratie.
  • Kirchenmusikalische Feierstunde der Evangelischen Kirche, Höchst.
  • Kirchenmusikalische Feierstunde in der Katharinen-Gemeinde, Fichardstraße 46.
  • Die amerikanische Militärregierung hebt das Esperantoverbot auf. Vom Oktober d. J. an treffen sich die Mitglieder des wieder gegründeten Esperanto-Vereins regelmäßig. Auch der Esperanto-Unterricht läuft in verschiedenen Frankfurter Stadtteilen wieder an.
  • Die amerikanische Militärregierung konstituiert die Länder Groß-Hessen, Bayern und Württemberg-Baden.
  • Dritte (geheime) Sitzung des „Bürgerrats“. Tagesordnung: Trümmerbeseitigung in Frankfurt am Main, Fortsetzung der Beratung vom 13.09. d. J. Es müsse, so Oberbürgermeister Dr. Kurt Blaum, eine Organisation in der Form einer gemischtwirtschaftlichen Gesellschaft geschaffen werden, in der die öffentlichen Interessen mit den Erfahrungen und der Leistungsfähigkeit privater Unternehmen gemeinsam an der Beseitigung und Verwertung der Trümmer arbeiten.
  • „Frankfurter Leitsätze“ der neu gegründeten „Christlich-Demokratischen Partei“ (CDP) – ein spezifisches Frankfurter Programm, ausdrücklich als Vereinigung von Katholiken und Protestanten unter Einschluss der ehemaligen Zentrums-Partei. Mit den „Frankfurter Leitsätzen“ ruft man die „christlichen, demokratischen und sozialen Kräfte zur Sammlung, zur Mitarbeit und zum Aufbau einer neuen Heimat“ auf. Zur Verwirklichung des von ihr geforderten „wirtschaftlichen Sozialismus“, sollen, um wirtschaftliche Monopolbildung zu unterbinden, „die Bodenschätze in Gemeineigentum übergehen“. In einem Aufruf vom November d. J. heißt es ergänzend: „Der Bergbau und andere monopolartige Schlüsselunternehmungen unseres Wirtschaftslebens müssen klar der Staatsgewalt unterworfen werden. Insgesamt muss das System planvoller Wirtschaftslenkung mit der abendländischen Idee der freien und verantwortlichen Persönlichkeit ausgefüllt und belebt werden.“
  • Frankfurter Straßen werden umbenannt: Die Ludendorffstraße in Friedrich-Wilhelm-von-Steuben-Straße und die Litzmannstraße in Karl-Schurz-Straße.
  • Ballettmeister Hans Helcken und die Erste Solotänzerin Ossy Glöckner von den Städtischen Bühnen Frankfurt zeigen im Börsensaal eigene Tanzschöpfungen.
  • Direktive Nr. 10 des Alliierten Kontrollrats bezüglich der gesetzgeberischen Tätigkeit des Kontrollrats.
  • Zweite Veranstaltung des Freien Deutschen Hochstifts, Frankfurter Goethemuseum im Sendesaal von Radio Frankfurt. Coba Wackers singt Goethe-Lieder, Richard Münch trägt Goethe-Gedichte vor.
  • Der Stadtkreis Frankfurt am Main ist auf Anordnung der amerikanischen Militärregierung jetzt wieder dem Regierungspräsidenten in Wiesbaden unterstellt.
  • Inbetriebnahme der Straßenbahnlinie 32 zwischen Rebstock und Bergen.
  • Inbetriebnahme der Omnibuslinie 54 zwischen Nied und Bahnhof Höchst.
  • Frankfurter Volkszählung zwecks besserer Organisierung der Lebensmittelzuteilung.
  • Aufruf des Oberbürgermeisters Dr. Kurt Blaum an die Frankfurter Bevölkerung zur Mitarbeit bei der Bekämpfung des Schwarzhandels und des wilden Tauschhandels. Um einen ordnungsgemäßen Tausch gebrauchter Gegenstände zu angemessenen Preisen zu ermöglichen, werden behördlich zugelassene und überwachte Tauschstellen in verschiedenen Stadtteilen eingerichtet. Die erste Tauschstelle befindet sich seit 25.09. d. J. im Kaufhof, Zeil 116-120.
  • Inkrafttreten von Gesetz Nr. 8 der amerikanischen Militärregierung: General Dwight D. Eisenhower überträgt die Verantwortung zur Säuberung des Handels und der Industrie von den letzten Resten des Nationalsozialismus auf die deutsche Wirtschaft selbst. Danach sind alle Unternehmer verpflichtet, von sich aus dafür zu sorgen, dass kein ehemaliger Nationalsozialist eine leitende und Aufsicht führende Stellung in irgendeinem Geschäftsunternehmen innehat. In Frankfurt am Main bildet sich hierzu ein Ausschuss (Bockenheimer Landstraße 25), der sich aus je einem Vertreter der vier Parteien (CDU, SPD; KPD, LDP) zusammensetzt und dem Oberbürgermeister Dr. Kurt Blaum untersteht.
  • Genehmigung der Liberal-Demokratischen Partei in Frankfurt am Main durch die amerikanische Militärregierung. Deren Geschäftsstelle befindet sich in der Friedrichstraße 42. Bereits Anfang Oktober d. J. findet die erste öffentliche Versammlung der LDP im Saal des Schneiderinneninnungsheimes unter dem Vorsitz von Dr. Georg Ludwig Fertsch statt. Im Geiste des Liberalismus werden programmatisch „eine freie und nicht sozialistische Wirtschaft“ sowie die „völlige Neugestaltung des deutschen Gemeinschaftslebens durch die Rückkehr zu den christlichen Grundlagen der deutschen Kultur und durch Verwirklichung einer neuen sozialen Gesinnung“ gefordert.
  • Wiederaufnahme des Spielbetriebs der Frankfurter Oper mit Puccinis „Tosca“ im Saal der Getreidebörse, den die Handelskammer für Theateraufführungen zur Verfügung stellt.
  • Erntedankfeier in der Kapelle des Stadtkrankenhauses mit dem Chor und Orchester der Lukasgemeinde.
  • Der Zoologische Garten zählt im September 121.297 Besucher.
  • Bis dato sind in Frankfurt am Main 410 Lehrer wegen ihrer Mitgliedschaft zur NSDAP gekündigt worden.
  • Frankfurt am Main zählt 333.000 Einwohner.
  • Schuleröffnung für ungefähr 500.000 Kinder in 500 wiedereröffneten Grundschulen in der amerikanischen Besatzungszone. Den Schulen stehen 4 Millionen Schulbücher aus der Zeit vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten zur Verfügung, ebenso 70.000 erst kürzlich gedruckte neue Schulbücher.
  • Die Linien 23 vom Hauptbahnhof über die Hauptwache nach Heddernheim und 14 von der Dieselstraße bis zur Post in Fechenheim fahren wieder.
  • Eröffnung einer Schule für Feuerwehrführer in Hessen-Nassau und Kurhessen – die erste ihrer Art in der amerikanischen Besatzungszone. Die Schule steht unter der Leitung von Brandingenieur Franz Lomb von der Städtischen Berufsfeuerwehr Frankfurt am Main.
  • Zusammenkunft derjenigen Jugendlichen in der Liebigschule, die als Opfer der NS-Gesetze ihre Schulausbildung unterbrechen mussten. Bisher haben sich ungefähr 75 Jugendliche gemeldet, die in besonderen Kursen für die ihrem Alter entsprechenden Schulklassen vorbereitet werden.
  • Vierte Sitzung des „Bürgerrats“. Tagesordnung: Kurzberichte über das Winterprogramm der Stadtverwaltung (Brennstoffversorgung, Krankenhäuser, Versorgung mit Wohnungen, Kleidung und Hausrat, Flüchtlingsfürsorge, Volksschulen, Instandsetzung der Brücken usw.).
  • Einwohnerfeststellung im Stadtkreis Frankfurt am Main. Sie dient dazu, „die Unterlagen für eine geordnete Verwaltung der Stadt wieder zu beschaffen, die im Verlaufe des Krieges teilweise verloren gegangen sind. Jeder Einwohner des Stadtkreises Frankfurt am Main ist gemäß der ‚Verordnung über Auskunftspflicht‘ vom 13. Juli 1923 (RGB I, S. 723) verpflichtet, die zu diesem Zwecke ab 25. September verteilten Erhebungsformulare gewissenhaft auszufüllen und den mit der Erhebung Beauftragten die erforderlichen Auskünfte zu geben.“ (lt. Bekanntmachung vom 19.09.1945).
  • Tagung der Frankfurter Sportgemeinschaften und –vereine im Gebäude der Reichspostdirektion.
  • Zwei Bach-Konzerte mit Professor Helmut Walcha in der Notkirche der Dreifaltigkeitsgemeinde.
  • Sitzung des groß-hessischen Wiedergutmachungsausschusses auf der beschlossen wird, der neu zubildenden groß-hessischen Regierung die Bildung eines unmittelbar der Regierung unterstellten Amtes für Wiedergutmachung vorzuschlagen.
  • Leichtathletik-Sportfest in Frankfurt am Main-Höchst mit 300 Teilnehmern auf dem Höchster IG-Sportplatz.
  • Wiederaufnahme des Postsparkassendienstes im Bereich der Reichspostdirektion Frankfurt am Main – das ist Groß-Hessen mit Ausnahme der französisch besetzten Teile. Die Postämter nehmen Einlagen entgegen und leisten Rückzahlungen. Auch Paketverkehr innerhalb der amerikanischen Zone ist jetzt wieder möglich.
  • Bruno Vondenhoff unterzeichnet einen Vertrag als Intendant der Oper und Städtischer Generalmusikdirektor.
  • Eine teilweise verbrannte Liste, die 38.000 Namen der NS-Parteimitglieder von Frankfurt am Main enthält, ist der Abteilung für öffentliche Sicherheit bei der amerikanischen Militärregierung ausgehändigt worden. Die Liste enthält genaue Angaben über jedes einzelne Parteimitglied, deren Namen alphabetisch aufgeführt und nach Stadtbezirken angelegt sind. Nach Angaben dieser und anderer Listen gab es in der Mainmetropole 5000 Parteifunktionäre, davon 47 Ortsgruppenleiter, 670 Zellenleiter, 3620 Blockleiter und annähernd 700 andere Parteifunktionäre. Bei einer Gesamtbevölkerung von 555.300 ergibt dies 8 Prozent Parteimitglieder; mit ihren Familien sind dies 180.600 Personen oder 33 Prozent.
  • Frankfurt am Main zählt 340.252 Einwohner.
  • Wiedereröffnung des Frankfurter Bundes für Volksbildung. Über „Deutschland und die Deutschen 1945“ sprechen Oberbürgermeister Dr. Kurt Blaum, der Vorsitzende der Goethe-Gesellschaft Professor Ernst Beutler, der Präsident des Landesarbeitsamtes Gottlob Binder und Oberschulrat Schwarzhaupt.
  • Kirchenmusikalische Feierstunde in der Christuskirche Nied.
  • Amtsantritt der hessischen Landesregierung unter Ministerpräsident Professor Karl Geiler.
  • Sondervorstellung der Städtischen Bühnen für KZ-Insassen. Aufgeführt wird „Das Land des Lächelns“ von Franz Lehár im Börsensaal.
  • Wiederaufnahme der Gasversorgung in Frankfurt am Main durch die Main-Gas-Werke.
  • Die Zahl der Rundfunkteilnehmer beträgt in Frankfurt am Main 55.573.
  • Fünfte Sitzung des „Bürgerrats“. Tagesordnung: Verpflichtung der Mitglieder des Bürgerrats durch Oberbürgermeister Dr. Kurt Blaum, Flüchtlingsfürsorge, Aussprache über die Kurzberichte betreffend das Winterprogramm der Stadtverwaltung, Organisation der Trümmerbeseitigung, Wahl eines Vorsitzenden des Bürgerrats und Festlegung der Geschäftsordnung.
  • Inbetriebnahme der Straßenbahnlinie 1 zwischen Hippodrom und Haardtwaldplatz.
  • Proklamation Nr. 3 des Alliierten Kontrollrats an das Deutsche Volk betrifft die Umgestaltung des deutschen Gerichtswesens auf der Grundlage des demokratischen Prinzips, der Gesetzmäßigkeit und der Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz „ohne Unterschied von Rasse, Staatsangehörigkeit oder Religion“.
  • Ausstellungseröffnung „Schaffende katholische Jugend“ des Bistums Limburg im einzigen unzerstörten größeren Raum des Heimes für Kaufleute und Studenten (Hochstraße 28).
  • Erstes Konzert des Cäcilienvereins e.V. nach dem Zweiten Weltkrieg im Börsensaal.
  • Requiem von Verdi, veranstaltet von der Frankfurter Museums-Gesellschaft im Börsensaal unter der Leitung des Dirigenten Dr. Ljubomir Romansky.
  • Funktionärs-Versammlung der Sozialdemokratischen Partei Groß-Frankfurt in der Fabrikkantine VDO Tachometer GmbH, Bockenheim.
  • Die amerikanische Militärregierung beschlagnahmt 125 Frankfurter Wohnungen, um darin etwa 1000 Juden, die ihre Heimstätte durch die Nationalsozialisten verloren hatten, unterzubringen.
  • Erscheinen des Mitteilungsblattes der Jüdischen Gemeinden und Betreuungsstellen (bis 30.08.1946) unter der Schriftleitung von Rabbiner Dr. Leopold Neuhaus.
  • Kammer-Musik der Frankfurter Museums-Gesellschaft im Börsensaal mit Musik von Brahms und Schubert.
  • Kirchenkonzert in der St. Bernarduskirche, Koselstraße mit Werken u. a. von Bach und Max Reger.
  • Gesetz Nr. 4 des Alliierten Kontrollrats an das Deutsche Volk.
  • Auf Anordnung der amerikanischen Militärregierung ist bei der Industrie-, Handels- und Handwerkskammer ein Prüfungsausschuss für „Arisierungs“fragen in Unternehmen gebildet worden.
  • Eröffnung des Heimes des Jugenddienstes am Ostbahnhof mit 100 Betten für Frauen und Kinder.
  • Im November Zusammenschluss von renommierten Wohltätigkeitsgesellschaften: Quäker, Mennoniten, Church of Brothers sowie der Gewerkschaften und der Heilsarmee, insgesamt 22 Verbände, in New York zu einer Arbeitsgemeinschaft, die den Menschen im zerstörten Europa helfen soll: C.A.R.E. (Cooperative for American Remittance to Europe). Für 15, später 10 Dollar erwirbt ein Spender ein Care-Paket mit Nahrungsmitteln, Kleidern oder Drogerieartikeln. Jeder Sendung liegt ein Merkzettel bei mit der Aufschrift: „Dieses Paket ist eine Gabe von einem Freund in Amerika. Es kommt zu Ihnen von CARE. Zunächst bleiben die Deutschen von den Hilfsmaßnahmen ausgeschlossen; doch im Februar 1946 genehmigt US-Präsident Harry S. Truman nach Drängen vieler deutschstämmiger Amerikaner den Transport humanitärer Hilfsgüter auch nach Deutschland. Fünf Monate später kommen die ersten Carepakete über Bremen, den Nachschubhafen der amerikanischen Besatzungsmacht, ins Land und werden in der amerikanischen und britischen Zone, später in der französischen, verteilt und gelangen auf allerlei Umwegen auch in die sowjetische Zone. Verteilung und Ausgabe der Pakete übernahmen deutsche Wohlfahrtsverbände, vor allem Caritas und Innere Mission, später auch Arbeiterwohlfahrt und das Deutsche Rote Kreuz. Von 1946 bis 1962 kommen insgesamt acht Millionen Carepakete im Wert von 360000 Millionen Mark nach Deutschland. Auch in Frankfurt am Main kommen Menschen in den Genuss von Carepaketen (Fleisch, Fett in Dosen, Bohnenkaffee, Kakao, Milchpulver, Seife), nicht selten von alten Freunden, deutschen Emigranten in den USA. Zum Gedenken an 25 Jahre Care überreicht die bundesweite Bürgerinitiative „Dank an Care“ Mitte Mai 1972 während einer feierlichen Gedenkstunde in der Paulskirche dem Care-Executive-Direktor Frank L. Goffio das Große Bundesverdienstkreuz.
  • Frankfurt am Main zählt 346.620 Einwohner.
  • Eröffnung des sechsten Kinos im Frankfurter Stadtgebiet: die Harmonie-Lichtspiele in Sachsenhausen.
  • Erste Konferenz der KPD mit 166 Delegierten aus 35 Kreisen zur Aussprache über eine gemeinsame Politik der bisher in den Kreisen zugelassenen Parteigruppierungen. Die Delegierten billigen die Teilnahme der Kommunisten an der Regierung Groß-Hessens und versprechen deren Arbeit zu unterstützen. Die Regierung wird ferner ersucht, alle Schritte bei der Militärregierung zu unternehmen, damit man sich so schnell wie möglich im Rahmen des Landes Groß-Hessen organisieren kann.
  • Sondervorstellung für ehemalige politische Gefangene in der Schauburg, Berger Straße. Aufgeführt wird der amerikanische Film: „Du warst niemals lieblicher!“
  • Herbstwaldlauf-Meisterschaften.
  • Wiederinbetriebnahme der Straßenbahnlinie 19 vom Frankensteiner Platz nach dem Haardtwaldplatz. Die Straßenbahnlinie 1 vom Haardtwaldplatz zum Hippodrom wird vom gleichen Zeitpunkt an eingestellt worden.
  • Der Länderrat der amerikanischen Zone nimmt seine Tätigkeit auf. Direktive Nr. 16 des Alliierten Kontrollrats bezüglich der Bewaffnung der deutschen Polizei.
  • Dreitägige Ernährungs- und Landwirtschaftskonferenz in Höchst am Main zur Klärung des Problems der Lebensmittelversorgung von 18 Millionen Menschen in der amerikanischen Besatzungszone. Ungefähr 80 Beamte und Offiziere der Militärregierung in der Abteilung Ernährung und Landwirtschaft aus den drei Staaten der amerikanischen Besatzungszone nehmen teil.
  • Rabbiner Dr. Leopold Neuhaus erinnert in der „Frankfurter Rundschau“ an die Pogromnacht vom 09.11.1938: „In memoriam – 9. November 1938! Ihr deutschen Menschen, die ihr abrückt von diesen Schändern des deutschen Namens: an jedem 9. November haltet für eine Weile den Atem an, in memoriam dessen, was nie wieder gut zu machen ist!“
  • Der Aktionsausschuss der vier politischen Parteien SPD, CDP, LDP, KPD tritt mit einem Winter-Nothilfe-Programm an die Öffentlichkeit.
  • Erste öffentliche Veranstaltung der „Christlich-Demokratischen Partei“ in der „Schauburg“ in Bornheim. Hauptredner vor 800 Personen ist Dr. Eugen Kogon, ehemaliger Häftling im KZ Buchenwald, der über die politische Neugestaltung der deutschen Zukunft spricht.
  • Zweite Mitgliederversammlung der Liberal Demokratischen Partei (LDP) im Hörsaal der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft mit dem Thema „Aufgaben und Ziele der Liberal-Demokratischen Partei“. Hauptredner ist Oberschulrat Max Korff.
  • Feierliche Eröffnung des ersten Nachkriegssemesters in der Zionskirche am Merianplatz im Beisein der Vertreter der amerikanischen Militärregierung. Das Theologische Seminar der Bischöflichen Methodistenkirche beginnt in diesem Wintersemester sein 84. Studienjahr.
  • Direktive Nr. 18 des Alliierten Kontrollrats bezüglich der Entlassung und Auflösung der deutschen bewaffneten Kräfte.
  • Direktive Nr. 19 des Alliierten Kontrollrats bezüglich der Grundsätze für die Verwaltung der deutschen Gefängnisse.
  • Vortragsveranstaltung der Quäker im Vereinshaus Westend. Es referiert Professor Emil Fuchs über das Thema „Religion und Gesellschaftsgestaltung“.
  • Die Frankfurter Industrie-, Handels- und Handwerkskammer richtet im Auftrage der amerikanischen Militärregierung einen Prüfungsausschuss ein, bei dem sich bis spätestens 20.12. d. J. alle Firmen und Einzelpersonen, die seit dem 30. Januar 1933 Vermögen von jüdischen Berechtigten erworben haben, melden müssen. Ein fünfköpfiger Ausschuss prüft die Rechtsumstände des Vermögensübergangs („Arisierung“).
  • Ministerpräsident für Groß-Hessen, Professor Karl Geiler, wird in Anwesenheit von Vertretern der Ministerien das Frankfurter Winter-Nothilfe-Programm vorgelegt.
  • Eröffnung eines jüdischen Altersheimes im so genannten „Rundbau“ des ehemaligen Jüdischen Krankenhauses, Gagernstraße 36.
  • Sechste Sitzung des „Bürgerrats“. Tagesordnung: Finanzlage der Stadt Frankfurt am Main, Besprechung des Winter-Nothilfe-Programms, Festsetzung der Geschäftsordnung des Bürgerrats, die Wahl der Mitglieder des Bürgerrats für die Beiräte von Hauptabteilungen und Ämtern der Stadtverwaltung und die Wahl eines Vorsitzenden des Bürgerrats. Einstimmig gewählt werden Adolf Leweke (CDP) zum Vorsitzenden, Hans Etzkorn (SPD) zu seinem Stellvertreter, Emil Carlebach (KPD) zum Schriftführer und Max Korff (LDP) zu dessen Stellvertreter – die vier stellen gemeinsam das Präsidium dar.
  • Öffentliche Kleidersammlung der Vereinigten Frankfurter Wohlfahrtspflege, die unter dem Vorsitz von Stadtrat Professor Wilhelm Polligkeit die Träger der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege umfasst: Fürsorgeamt, Rotes Kreuz, Innere Mission, Evangelische Volksdienst, Caritas-Verband, Jüdische Wohlfahrtspflege, Arbeiterwohlfahrt und die Zentrale für private Fürsorge.
  • Im Rahmen der ersten Kulturveranstaltung der KPD liest Wolfgang Langhoff, Mitglied des Schauspielhauses Zürich, im Handwerkerhaus, Braubachstraße, unter dem Motto „Die Stimme, die nie verstummt“ Prosa und Lyrik von Heine, Herwegh, Brecht, Else Lasker-Schüler, Max Hermann Neiße u. a. sowie Abschnitte aus seinem Buch „Die Moorsoldaten“.
  • Geistliches Konzert in der Katholischen Pfarrkirche Nied.
  • Kontrollaktion der Militärbehörden in der gesamten amerikanischen Zone zur Aufdeckung unbefugter oder ungesetzlicher Akte der Zivilbevölkerung, insbesondere Waffen- und Munitionsbesitz.
  • Eröffnung des „Thomas-Instituts“ der Katholischen Volksarbeit. Das Programm für das Winterhalbjahr 1945/46 sieht Kurse über Psalmen, ausgewählte Texte aus der Bibel sowie über Hölderlin und Dante vor. Zentrum des Instituts ist das „Thomas-Seminar“.
  • Gründung eines weitergehenden Aktionsausschusses von SPD, CDU, LDP und KPD mit der Aufgabe, „alle wichtigen Probleme [des Wiederaufbaus Frankfurts] zu beraten, um eine gemeinsame Lösung zu finden, die mit vereinten Kräften durchzusetzen ist. [...] Fragen, bei denen eine unüberbrückbare Verschiedenheit der Meinung besteht, werden zurückgestellt. Bei allen Angelegenheiten, für die der Aktionsausschuss ein gemeinsames Vorgehen der vier Parteien beschließt, verzichten die Parteien auf Einzelaktionen. Die vier Parteien fordern ihre Mitglieder und Anhänger auf, unter Zurückstellung von Meinungsverschiedenheiten kameradschaftlich zusammenzuarbeiten und gemeinsam den Wiederaufbau unseres zerstörten Landes in materieller und moralischer Hinsicht durchzuführen.“ Angesichts des harten politischen Tagesgeschäftes sowie dem näher rückenden Termin der ersten Kommunalwahl am 26.05.1946 schwindet die Kooperationsbereitschaft allerdings zunehmend. Einmütigkeit zeigt sich ein letztes Mal am 14.02.1946, als der Bürgerrat zu seinem Bedauern feststellen muss, dass das Staatsministerium als Hauptstadt des neu entstandenen Staates Groß-Hessen nicht Frankfurt am Main sondern Wiesbaden erkoren hat.
  • Eröffnung des Prozesses gegen die NS-Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Gerichtshof in Nürnberg.
  • Erste Versammlung der gewählten Betriebsräte in Frankfurt am Main im Börsensaal.
  • General Eisenhowers Ernennung zum amerikanischen Generalstabschef. Sein Nachfolger in Deutschland wird General McNarney.
  • Anlässlich des 50. Geburtstages von Professor Paul Hindemith veranstaltet die Stadt Frankfurt am Main in Verbindung mit der Museums-Gesellschaft Paul Hindemith-Tage mit zwei Kammermusikabenden (21. u. 23.11.) im Saale des Senckenbergmuseums, ein Sinfonie-Konzert (25.11.) im Börsensaal sowie eine Gedenkstunde des „Bundes für Volksbildung“ im Evangelischen Vereinshaus.
  • Siebte Sitzung des „Bürgerrats“. Tagesordnung: Aussprache zum Referat von Stadtkämmerer Dr. Friedrich Lehmann über die Finanzlage der Stadt, Wahl von Mitgliedern des Bürgerrats für die Beiräte von Hauptabteilungen und Ämtern der Stadtverwaltung, Besprechung des Winter-Nothilfe-Programms des Aktionsausschusses der politischen Parteien Frankfurts.
  • Die amerikanische Militärregierung genehmigt die Bildung von 14 Gewerkschaften in der Mainmetropole.
  • Versammlung der Betreuungsstelle für ehemalige politische Gefangene im Handwerkersaal, Braubachstraße.
  • Umbenennung der „Christlich-Demokratischen Partei“ (CDP) in „Christlich-Demokratische Union“ (CDU). Hierzu treffen sich in der Geschäftsstelle der CDU in Frankfurt am Main, Blumenstraße 3, Vertreter aller Organisationen von Groß-Hessen, die als „Christlich-Demokratische Partei“ oder als „Christlich-Demokratische Union“ gegründet worden sind, um sich zu einer Landespartei zusammenzuschließen. Einstimmig verständigen sich die Teilnehmer auf den Namen „Christlich-Demokratische Union“.
  • Wiederbegründung der 1933 aufgelösten Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger (G. D. B. A.) im Handwerkerhaus. Die G. D. B. A. ist mit dem Musiker-Verband vereinigt.
  • Wiederinbetriebnahme der Straßenbahnlinie 34 zwischen Dornbusch und Ginnheim (Schule).
  • Beginn des jüdischen Religionsunterrichts für Kinder im Baumweg.
  • Gesetz Nr. 8 des Alliierten Kontrollrats betrifft „Ausschaltung und Verbot der militärischen Ausbildung“.
  • Gesetz Nr. 9 des Alliierten Kontrollrats betrifft „Beschlagnahme und Kontrolle des Vermögens der I. G. Farbenindustrie“.
  • Gastspiel des Deutschen Theaters Wiesbaden im Neuen Theater Höchst. Gespielt wird „Madame Butterfly“ von Giacomo Puccini.
  • Weihnachtstrubel im Zoologischen Garten mit einer haushohen Kunst-Schlittschuh-Bahn, elektrischer Klein-Autobahn und einem Kasperle-Theater.
  • Zur Betreuung sämtlicher Frankfurter Jugendorganisationen hat die amerikanische Militärregierung einen zwölfköpfigen Jugendausschuss eingesetzt. Als Jugendorganisationen gelten diejenigen Vereinigungen, deren Mitglieder 10 bis 18 Jahre alt sind.
  • Pfarrer Martin Niemöller hält zum ersten Mal nach seiner Befreiung vom Nationalsozialismus einen Gottesdienst in Frankfurt am Main. Um einem größeren Kreis der evangelischen Bevölkerung die Teilnahme zu ermöglichen, findet die Veranstaltung im Börsensaal statt.
  • Versammlung der Fachgruppe „Zeitungs- und Zeitschriftenhandel“ der Gewerkschaft „Freie Berufe“ im Restaurant Kurmeier, in der eine Zulassungssperre für Zeitungs- und Zeitschriftenhändler gefordert wird.
  • Beginn der Massenspeisung der Frankfurter Volksküchen G. m. b. H. Teilnahmeberechtigt sind alle Personen, die durch berufliche Verhinderung oder mangels Kochgelegenheit und Heizmaterialien zur eigenen Essensherstellung nicht in der Lage sind. Hierfür muss eine entsprechende Erklärung abgegeben werden. Es werden nur Essensmarken für die ganze Woche abgegeben, jedoch keine Einzelessen. Die Ausgabe mit eigenem Geschirr erfolgt in –zunächst fünfzehn - Gaststätten und in allen Frankfurter Stadtteilen.
  • Achte Sitzung des „Bürgerrats“. Tagesordnung: Abschluss der Aussprache über das Winter-Nothilfe-Programm, Antrag bezüglich Sperrgebiet, Antrag auf Feststellung des „Aktivisten“-Begriffs und der Sicherung des Wohnbedarfs bevorrechtigter Personenkreise und Aussprache über Schaffung eines Saales in Frankfurt am Main.
  • Konferenz der Vertreter der Gewerkschaften Groß-Hessens im Restaurant „Zur Stalburg“. Behandelt werden grundsätzliche Fragen des Arbeitsrechtes und Arbeitsschutzes, der Tarifpolitik, der Sozialversicherung, des Fürsorge-, Wohnungs- und Siedlungswesens.
  • Heinrich-Heine-Liederabend in der Aula der Johann Wolfgang Goethe-Universität, veranstaltet vom Freien Deutschen Hochstift.
  • Erster Landesparteitag der Sozialdemokratischen Partei Groß-Hessens in Enkheim mit über 1000 Delegierten. Die einstimmige Wahl des Parteivorsitzenden für Groß-Hessen fällt auf Wilhelm Knothe aus Frankfurt am Main. Die Delegierten bekennen sich zum Einheitsstatt auf demokratischer Grundlage. Zu den kommenden Kommunalwahlen tritt die SPD überall mit eigenen Listen auf.
  • Die Schwedische Akademie in Stockholm verleiht dem Frankfurter Gelehrten, Professor Otto Hahn, für seine bedeutsamen Beiträge auf dem Gebiet der Atomforschung den Nobelpreis 1944 für Chemie.
  • Urteilsverkündung im Dachau-Prozess.
  • Die amerikanische Militärregierung erteilt der KPD die Erlaubnis zur Tätigkeit im Lande Groß-Hessen. Es ist die erste Partei, die diese Genehmigung für das ganze Land erhalten hat.
  • Beginn einer allgemeinen Wohnraumerhebung.
  • Direktive Nr. 23 des Alliierten Kontrollrats bezüglich der Beschränkung und Entmilitarisierung des Sportwesens in Deutschland.
  • Außerordentliche Sitzung des „Bürgerrats“ zur Debatte über den Vertrag zwischen der Stadt Frankfurt am Main und einigen Großfirmen betreffend die Trümmerbeseitigung und -verwertung.
  • Trümmerbeschlagnahme-Anordnung, beruhend auf dem Reichsleistungsgesetz. Danach wurden alle Gebäudetrümmer in Frankfurt am Main beschlagnahmt. Dies betraf auch noch stehende Gebäudeteile, sofern die Gebäude mehr als 70 % zerstört waren.
  • Gesetz Nr. 10 des Alliierten Kontrollrats bezüglich der Bestrafung von Personen, die sich Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen den Frieden oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht haben.
  • Besprechung des „Bürgerrats“ mit den Bezirksvorstehern im Sitzungssaal des Besatzungsamtes, Siesmayerstraße 12, an der auch Vertreter der politischen Parteien teilnehmen. Tagesordnung: Heranziehen von Bürgern bei der Arbeit der Bezirksvorsteher, insbesondere zur Bekämpfung der Winternotstände.
  • Sitzung des Organisationsausschusses der Liberal Demokratischen Partei (LPD) und Abschluss der Bildung von 12 Bezirksgruppen im Stadtgebiet Frankfurt. Auch im Stadtteil Höchst mit seinen Vororten Nied, Sossenheim, Sindlingen und Zeilsheim ist eine besondere Bezirksgruppe gebildet worden. Deren Geschäftsstelle befindet sich in der Bolongarostraße 113.
  • Das Bezirksgruppennetz der CDU im Stadtkreis Frankfurt umfasst 30 Bezirksgruppen, deren Leiter in regelmäßigen Zusammenkünften über die Arbeit der CDU sowie der Fachausschüsse unterrichtet werden. Besonders von Frankfurt am Main aus leistet die CDU Pionierarbeit für die programmatische Ausrichtung der Parteigliederungen der amerikanischen und britischen Besatzungszone. Bis Jahres Ende bestehen in über 80 Prozent aller Ortschaften CDU-Gruppen.
  • Frankfurt am Main begeht eine Trümmer-Weihnacht. Das Verbot, Kuchen zu backen, wird aufgehoben. Es gibt eine Weihnachtszuteilung für Kinder von 3 bis 18 Jahren: 100 g Fruchtkernbrot oder 150 g Bonbons oder 250 g Lebkuchen. Die Sperrzeit beginnt in der Christnacht erst um 3.00 Uhr, um den Besuch der Christmetten zu ermöglichen. Oberbürgermeister Dr. Kurt Blaum wendet sich in einer Weihnachtsansprache über den Rundfunk an die Bevölkerung. „Es ist eine Zeitenwende, die wir durchleben! ... Entscheidend aber wird die Neugestaltung unseres Lebens von dem Geist abhängen, von dem sie getragen wird. Wir wollen das Wertvolle und Gute aus der Geschichte unseres Volkes, insbesondere unsere Städte, weiter ausbauen, das Fehlerhafte und Schädliche aus unserem Volksleben entfernen. Unser Staatsleben müssen wir in ehrlicher deutscher Demokratie, das unserer Städte auf bewährter deutscher Selbstverwaltung aufbauen.“
  • Landeskonferenz der Delegierten aller freien demokratischen Parteien Groß-Hessens im Hotel Baseler Hof zur Bildung eines Landesverbandes. Einstimmig wird die Landesorganisation unter dem Namen „Landesverband der Liberal-Demokratischen Partei Groß-Hessen“ mit Sitz in Frankfurt am Main gegründet.
  • Frankfurt am Main zählt 19.000 Beschäftigungslose und 11.000 offene Arbeitsstellen.
  • Übergabe der gesamten Zivilverwaltung in allen unteren Instanzen bis einschließlich der Länder von der amerikanischen Militärregierung auf deutsche Zivilbehörden. Vom 31.12. an übt die Militärregierung in den genannten Instanzen nur noch die Kontrolle aus.
  • Der Frankfurter Kabarettist Michael Arco ruft an Sylvester zu „Zwei Stunden Frohsinn“ im Börsensaal auf.